Bochum. . Ein Zeuge hat vor Gericht eine tödliche Messerattacke an der Alleestraße geschildert. Er hat direkt nach der Tat mit dem Verdächtigen geredet.
Aus einem Wohnungsfenster an der Alleestraße hat ein Zeuge (25) beobachtet, wie nur wenige Meter von ihm entfernt ein 23-jähriger Student erstochen worden ist. Er schilderte am Freitag vor dem Schwurgericht die Wahnsinnstat vom 12. September 2018 um 19.15 Uhr. Die Staatsanwaltschaft geht von einem heimtückischen Mord aus. Vor Gericht steht ein ebenfalls 23-jähriger Student.
Er habe, sagte der Zeuge, von der Wohnung aus „Schreie und Hilferufe draußen auf der Straße“ gehört und dann gesehen, wie jemand dem Opfer „von hinten auf den Rücken gesprungen“ sei und „mit der Hand im Brustbereich Stichbewegungen ausgeführt“ habe. Der Zeuge lief dann seiner Aussage zufolge sofort runter auf die Straße. Der Schwerverletzte lag am Boden, der Tatverdächtige saß auf einem Bordstein. „Ich hatte den Eindruck, dass er lethargisch ist“. „Er war völlig regungslos und in sich gesackt.“ Der Zeuge gab ihm auf seine Bitte hin eine Flasche Wasser aus dessen Rucksack. Damit wusch sich der Beschuldigte dann seine Hände ab, die blutverschmiert waren.
Beschuldigter erhält starke Medikamente
Der Beschuldigte erklärte die Tat damit, dass der 23-Jährige „sein Leben zerstört“ habe, wie der Zeuge berichtet. Das gilt aber als völliger Unsinn, denn die Tat soll das Produkt eines Verfolgungswahns sein. Der Beschuldigte soll an einer „paranoid-halluzinatorischen Schizophrenie“ erkrankt und somit schuldunfähig sein. Das Gericht entscheidet, ob er unbefristet in einer geschlossenen Psychiatrie untergebracht wird. Bereits seit Oktober wird er dort mit starken Medikamenten behandelt.
Vieles deutet darauf hin, dass der Beschuldigte bereits zwei Stunden am Tatort, dem Fußgängerüberweg in Höhe Annastraße, seinem Opfer aufgelauert hat. Einem Anwohner (42) fiel auf, dass dort jemand so lange „ohne ersichtlichen Grund“ herumgestanden habe. „Das hat mich gewundert“, sagt er den Richtern.
Anonyme Drohmails an das spätere Opfer
Vor der Tat hatten der Getötete und sein Computerclub „Labor e.V.“ an der Alleestraße mehrfach anonyme Drohmails erhalten. Außerdem waren wenige Tage vor dem Verbrechen mehrfach Scheiben des Vereins zerstört worden. Im Verdacht stand jeweils der jetzt Beschuldigte. In einer Mail stand die Drohung, dass „ein sehr spezieller Cocktail auf Kosten des Hauses“ serviert werde. Unterschrieben war die Mail mit „Douglas Molotov“.
Das spätere Opfer erstattete auch Anzeige bei der Polizei. Wenige Tage später war der Student der Elektrotechnik tot.
Der Prozess wird am 8. April fortgesetzt. Bisher hat der Beschuldigte, der nicht vorbestraft ist, den Richtern noch nichts über die Tat gesagt. Die Stiche ins Herz und die Lunge hatte er aber bereits am Tatort gestanden.