Bochum. Hier ist gutes Rad nicht teuer: Seit einem Jahr finden bei einer Gebraucht-Börse in Bochum alte Räder neue Besitzer. Los geht’s schon ab 30 Euro.

Rüdiger Staroscik ist begeisterter Radfahrer. An diesem Samstag jedoch will der Gerther rad-los werden. Seine Frau leide unter massiven Knieproblemen, berichtet der 76-Jährige. Das Radfahren falle ihr zunehmend schwer. Deshalb hat er sich am Morgen mit dem Damenrad Richtung Innenstadt aufgemacht. Ziel: die Gebrauchtrad-Börse des Fachgeschäfts Seeger.

Seit einem Jahr finden auf dem Hof des Fahrradhandels an der Brückstraße alte Drahtesel neue Besitzer. „Viele Kunden fragen uns beim Kauf, ob sie ihr gebrauchtes Rad bei uns abgeben oder in Zahlung geben können. Doch wir handeln nur mit neuen Rädern. Zudem würde uns dafür der Lagerplatz fehlen“, schildern Bernhard Seeger (60) und Birgit Gallwitz, die das Geschäft seit 1997 führen: anfangs an der Wittener Straße, seit 2009 an der Brückstraße. Auf der anderen Seite gebe es immer wieder Nachfragen vor allem von Studenten, ob man bei Seeger gut erhaltene Gebrauchträder kaufen kann.

Per Unterschrift und Ausweis

Geboren war die Idee einer regelmäßigen Börse, die Angebot und Nachfrage zusammenführt.

Bernhard Seeger und Birgit Gallwitz sind mit ihrer Gebrauchtrad-Börse auf Erfolgskurs. Nächster Termin an der Brückstraße ist am 1. Juni.
Bernhard Seeger und Birgit Gallwitz sind mit ihrer Gebrauchtrad-Börse auf Erfolgskurs. Nächster Termin an der Brückstraße ist am 1. Juni. © Ingo Otto

Die Regeln sind übersichtlich. Einmal im Monat, immer samstags, können gebrauchte Räder während der Saison im Frühjahr und Sommer ab 9 Uhr auf dem Seeger-Hof ver- und gekauft werden. Per Unterschrift und Ausweis müssen die Besitzer dokumentieren, dass es sich um ihr Eigentum handelt (wichtig bei 826 polizeibekannten Raddiebstählen 2018 in Bochum). Werkstatt-Mitarbeiter Tobias Brassart hilft mit einer ersten Expertise, einen fairen Preis aufzurufen.

Auch die Umwelt profitiert

Bis zu 80 Velos werden auf diese Weise offeriert: schon Jahre oder erst Monate alt, für Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer, zunehmend E-Bikes, in aller Regel noch gut in Schuss. Schon ab 30 Euro winkt manches Schnäppchen. Für ein Elektrorad wechselten kürzlich aber auch 1400 Euro den Besitzer.

Noch drei Termine in diesem Jahr

Die nächsten Termine der Gebrauchtrad-Börse bei Seeger sind am 1. Juni, 6. Juli und 31. August.

Anmeldungen sind unter 0234/33 28 44 oder online unter info@fahrrad-seeger.de möglich.

Wer sein Rad verkaufen will, kann aber auch einfach an der Brückstraße 48 vorbeikommen.

Die Börse startet um 9 Uhr. Nicht verkaufte Räder müssen bis 14 Uhr wieder abgeholt werden.

Wer mag, kann vor Ort bleiben und selbst verhandeln. Oder man überlässt den Job den Profis, die dafür 15 Prozent der Kaufsumme beanspruchen. Ums Geld gehe es dem Unternehmen bei der Börse aber nicht, versichert Bernhard Seeger. Man biete nur die Plattform für das Geschäft von privat an privat. Dabei gebe es im besten Fall nur Gewinner. Den Verkäufer, der sein Rad los wird. Den Käufer, der preisgünstig an einen fahrbaren Untersatz kommt. „Und nicht zuletzt die Umwelt. Es ist doch toll, wenn die Räder solange wie möglich genutzt und nicht verschrottet werden“, betont Birgit Gallwitz.

Rüdiger Staroscik steht beim WAZ-Besuch mitten in Verhandlungen. Noch ist nicht sicher, ob das Rad seiner Frau für 190 Euro einen Abnehmer findet. Wenn nicht: Auch nicht schlimm. Die nächste Börse kommt bestimmt.