Bochum. . Die Bundespolizei hat vor dem VfL-Spiel fast 700 Fans des FC Magdeburg im Hauptbahnhof festgehalten. Wegen Pyrotechnik im Sonderzug.

Der Hauptbahnhof hat sich am Samstag stundenlang in eine Polizeifestung verwandelt. Grund waren Probleme mit einigen Fans des FC Magdeburg. Der Zugverkehr wurde erheblich gestört.

Rund 680 Anhänger des FC Magdeburg waren mit einem Sonderzug zum Zweitliga-Spiel beim VfL angereist. Doch bei Witten wurde laut Bahn aus dem fahrenden Zug Pyrotechnik gezündet. Um ein weiteres Zünden zu verhindern, empfing die Bundespolizei die Fans auf Gleis 4 im Hauptbahnhof um 10.50 Uhr mit einem Großaufgebot in voller Sicherheitsmontur. Dort ging es für die Fans dann rund drei Stunden lang nicht weiter.

Einige Fans flüchteten über die Gleise

Wie der Sprecher der Bundespolizei, Volker Stall, vor Ort sagte, wollten die Beamten alle Fans auf dem Bahnsteig nach weiterer Pyrotechnik abtasten, um die Sicherheit zu gewährleisten. Gerade im Fußgängertunnel des Bahnhofes könne es sonst sehr gefährlich werden. Allerdings verweigerten sich die Magdeburger dem Abtasten zunächst. Einige flüchteten über die Gleise, so dass die Bahn mehrere Strecken sperrte.

Es kam zu Teilausfällen von Zugverbindungen zwischen Ehrenfeld und Langendreer sowie Umleitungen über Herne und Gelsenkirchen. Mehr als eine Stunde lang waren mehrere Gleise gesperrt.

Die 680 Fans ließen sich im Bahnhof dann doch abtasten; andernfalls hätte die Polizei sie nicht vom Bahnsteig gelassen, der in dieser Zeit immer mehr mit Flaschen und anderem Müll verdreckt wurde. „Es lief sehr schleppend“, sagt Polizeisprecher Stall über das Abtasten. „Wären sie kooperativ gewesen, wäre es schneller gegangen.“

„Eine Art Kollektivbestrafung“

Als die ersten 200 Fans aus dem Bahnhof gelassen worden sind, blieben sie laut Polizei dort aber stehen, weil sie auf die anderen Fans im Bahnhof warten wollten. Folge: Fast alle 680 Fans kamen erst im Laufe der zweiten Halbzeit ins Stadion. „Was für ein richtig beschissener Tag“, erklärte ein Magdeburg-Fan später. Zumal sein Team auch noch 2:4 verloren hatte.

Die „Fanhilfe Magdeburg“, die die Fans bei rechtlichen Problemen vertritt, ist über das stundenlange Festhalten durch die Polizei im Bahnhof stark verärgert. „Wegen einiger Verfehlungen“ unterwegs im Zug habe die Polizei „eine Art Kollektivbestrafung“ durchgesetzt, sagte die Fanhilfe zur WAZ.

Die Polizei berichtet hingegen auch von mehreren Faustschlägen, Tritten und Flaschenwürfen einiger Fans gegen Beamte. Drei Polizeikräfte seien leicht verletzt worden. Zudem seien Einsatzkräfte bei der Abfahrt des Fanzuges um 16.40 Uhr mit mindestens vier Knallkörpern, Rauchpulver und Glasflaschen beworfen worden – und am behelmten Kopf getroffen worden. Im Gleis seien Sturmhauben, Zahnschutz, Pfefferspray und Drogen aufgefunden worden. „Diese Gegenstände wurden durch Unbekannte unter dem Zug entsorgt.“

Bundespolizei schreibt 30 Strafanzeigen

Die Bundespolizei leitete 30 Verfahren wegen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte, Widerstands, Körperverletzung, Beleidigung und Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz ein. Es gab 25 vorläufige Festnahmen.

Die „Fanhilfe Magdeburg“ lädt die Fans am 9. Mai zu einer „Sprechstunde auf Grund der Ereignisse in Bochum“ ein.