Bochum. Sie ist ein Bochumer Original, ebenso wie ihre Kneipe Haus Fey: Elfriede Fey feiert Jubiläum. Seit 50 Jahren steht sie als Wirtin hinterm Tresen.
Aufhören? Geht nicht. „Ich hab’ die doch alle großgezogen!“ Haus Fey ohne Elfriede? Das kann, das will sich keiner der Gäste in Hamme vorstellen. Schließlich schreibt die Wirtin ein Stück Ruhrgebietsgeschichte. Die ist am kommenden Dienstag (30.) um ein Kapitel reicher. Dann ist Elfriede Fey seit 50 Jahren Wirtin in Bochum. Ein halbes Jahrhundert hinterm Tresen. Ein Jubiläum mit Seltenheitswert. Und das in Zeiten, in denen gerade in den Vororten immer mehr Gaststätten sterben. Das Haus Fey hat überlebt.
1969 hatte „Friedchen“ ihre erste Wirtschaft übernommen: das Haus Beucker an der Herner Straße. 1974 wechselte sie zur Hofsteder Straße, ins damalige Haus Bracht, das alsbald in Haus Fey umbenannt wurde. Seither hat sich hier kaum etwas verändert. Genau deshalb ist die Kneipe ein gastronomisches Kleinod, wie es im Revier nur noch selten zu finden ist.
Heimat für die ganze „Mischpoke“
„Wat machst du denn schon wieder hier? Hasse eigentlich kein Zuhause?“ Rustikal begrüßt Elfriede ihre Stammgäste, „diese ganze Mischpoke“. Der Erwin, der Klaus, der Reiner, der Peter, der Atilla (den sie hier den „Osmanischen Büffel“ nennen) und natürlich der Hansi, „seit 30 Jahren trocken“: Sie und manche mehr gehören nicht nur zum Inventar, sondern irgendwie auch zur Familie. „Von den meisten hockten ja schon die Oppas und Väter anne Theke, mit ihren Kurzen auffe Pille-Ente und ‘nem Roller anne Leine“, grinst Elfriede Fey.
Heimat ist die Kneipe. Heimatkunde gibt’s obendrein, mit Riesenpuzzles, Flipper, Pin-, Wimpel- und Flaschenöffnersammlungen, in Jahrzehnten zusammengetragen. Ein Wirtschafts-Wunder, das auch Prominente lieben. Starregisseur Sönke Wortmann, der mit Elfriede Fey 2017 den Kinofilm „Sommerfest“ gedreht hat, Moderatorin Bettina Böttinger, Autor Frank Goosen oder Brauerei-Chef Hugo Fiege schätzen das Haus Fey. Elfriede ist stolz darauf. „Den Hugo darf ich duzen. Das dürfen nicht viele.“
Fremdenzimmer sind „schöner als wie dat Savoy“
Konzentriert wird sich auf das, was wichtig ist: trinken. Gegessen wird auch. Nun ja, manchmal. Es gibt keine Speisekarte, doch Strammer Max oder Bartkartoffeln sind schnell zubereitet. Wer’s opulenter mag: Bestellung am Tag zuvor genügt. Dann läuft Elfriede „inne Stadt“, holt „beim Dönninghaus“ Schnitzel, „schön mit Kartöffelkes und Kohlräbskes“. Ein Gedicht.
Klar: Die Umsätze sinken, wie überall in den letzten verbliebenen Eckkneipen. Bei Fey sind es die Fremdenzimmer, die wichtige Zusatzeinnahmen bescheren, „schöner als wie dat Savoy“, so Elfriede.
79 ist sie kürzlich geworden, ist gesundheitlich nicht mehr ganz obenauf. Doch Aufhören? Geht nicht. „Ich kann die ganze Bagasche doch nich’ alleine lassen!“