Bochum. Der Bochumer DLRG-Chef Thorsten Kelle weist erneut darauf hin, dass immer weniger Kinder schwimmen können: „Seepferdchen zu haben, reicht nicht.“
Jakob ist zufrieden mit seinem Vormittag im Hallenfreibad Linden. „Hat alles geklappt“, sagt der Viertklässler der Natorpschule. „Rettungsschwimmen, Hindernisschwimmen, Abschleppen.“ Dabei hat er das Schwimmen erst verspätet gelernt. Den Schwimmkurs, in dem er als richtig kleiner Junge war, hatte er nicht bestanden. „Ich habe das Schwimmen lernen dann im Urlaub nachgeholt“, sagt er. Er könnte sich inzwischen, wenn er zum Beispiel von einem Steg ins Wasser fallen würde, über Wasser halten. Das können laut DLRG sechs von zehn Kindern in seinem Alter nicht.
Bundesweit ertranken 2018 elf Kinder im Grundschul- und 15 im Vorschulalter im Wasser. Die Anzahl der Opfer ist 2018 insgesamt um 19,8 Prozent auf 504 gestiegen.
Das sind Zahlen, die Thorsten Kelle nicht gefallen. Der Bezirksleiter der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Bochum ist Mitorganisator des Rettungspokals der Grundschulen. Die 36. Auflage fand nun im Hallenfreibad in Linden statt. Kelle will verhindern, dass Bochum zur Nichtschwimmerstadt wird. „Und damit meine ich nicht, dass sie das Seepferdchen haben. Das reicht nicht. Sie müssen das Jugendschwimmabzeichen in Bronze haben. Sie müssen 200 Meter schwimmen können.“ Zunächst aber müsse auch die Bereitschaft der Eltern da sein, ihr Kind zum Schwimmunterricht zu schicken. „Darüber hinaus muss es ausreichend Schwimmkurse geben und Schulen müssen Schwimmunterricht anbieten können.“
Die sieht Barbara Mauss nicht gegeben. Die Lehrerin an der Gräfin-Imma-Grundschule musste in den vergangenen Jahren reichlich Aufwand betreiben, um den Kindern der Schule das Schwimmen beibringen zu können. Dabei gibt es an der Schule ein Lehrschwimmbecken. „Das war aber zuletzt eineinhalb Jahre zu“, sagt sie. „Und als es wieder geöffnet war, war nach zwei Wochen der Zulauftank kaputt.“
Lehrschwimmbecken sind Thema
Da musste sie wieder auf den Kooperationspartner der Schule, die Schwimmer von Blau-Weiß Bochum, zugehen, und um Schwimmzeiten bitten. Trotz aller „Platzprobleme“ schafft sie es, dass alle Kinder ihrer Schule schwimmen lernen. Das sieht an anderen Schulen anders aus.
„Die Lehrschwimmbecken sind ein immerwährendes Thema“, sagt Kelle. „Da bekommen wir zwei- bis dreimal im Monat Meldungen, dass etwas kaputt ist.“ Dazu käme, dass es in der Stadt ein Nord-Süd-Gefälle gebe. „Da sind wir bei Migration und Bildung. Das schlägt sich dann auch beim Thema Schwimmausbildung nieder. Die Schulen können einiges machen, aber es sind eben auch die Eltern aufgefordert dafür zu sorgen, dass ihr Kind schwimmen lernt.“
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Jakob schwimmt inzwischen gerne und so gut, dass er seine Schule beim 36. DLRG-Rettungspokalschwimmen der Grundschulen vertreten konnte. 16 von 42 Grundschulen hatten Mannschaften geschickt. Die Wilberg-Schule und die Neuling-Schule sogar zwei. Für Kelle ist das eine gute Zahl. „Erstmals seit längerer Zeit waren wieder Wattenscheider Grundschulen aus Günnigfeld und Westenfeld dabei. Wir haben hier 210 motivierte Kinder, die Spaß haben. Viel mehr würde nicht gehen. Das würde den Rahmen sprengen. Aber der Zuspruch bestätigt uns, den Pokal auch in Zukunft anzubieten.“
Auch 2020 wird keine Miete verlangt
Das wird die DLRG auch zukünftig im Hallenfreibad Linden machen können. Zudem weiterhin, ohne dafür eine Miete oder Veranstaltungsgebühr zahlen zu müssen. Berthold Schmitt, Geschäftsführer der städtischen Tochter Wasserwelten, die das Bad betreibt, auf WAZ-Anfrage: „Die DLRG wird das Bad für diese Veranstaltung auch zukünftig kostenlos nutzen können.“
Hier der Link zu den Ergebnissen. Als Sieger des Bochumer Wettkampfes hat sich die Astrid-Lindgren-Schule für das Finale der Westfalen-Young-Stars der Bezirksregierung Arnsberg qualifiziert. Das Finale findet am 4. Juli in Wenden statt.
https://bez-bochum.dlrg.de/sport/rettungspokal-schwimmen-der-bochumer-grundschulen.html
https://bez-bochum.dlrg.de/fileadmin/groups/13050000/Rettungssport/2019_SWK_Ergebnisse.pdf