bochum. . Bochumer Schüler haben den Abriss des Verwaltungsgebäudes der Zeche Lothringen verhindert. Nun wollen sie weitere historische Stätten schützen.

Gegen das Vergessen. Darum geht der 17-jährigen Leila vom Heinrich-von-Kleist Gymnasium. „Die Geschichte für die Zukunft nutzen, in dem wir aus ihr lernen“. Mit ihrer Forderung ist sie nicht allein. Seit 1997 wird an der Herner Erich-Fried-Gesamtschule das Projekt „Kohlengräberland“ im Unterricht angeboten. Später schlossen sich auch das HvK, der Knappenverein „Glück auf Gerthe“ sowie weitere Bürger an.

Leiter des Projekts sind Ulrich Kind und Isa Tappenhölter. Die Gruppe hatte schon den Abriss des historischen Verwaltungsgebäudes der Zeche Lothringen verhindert. Nun fordern sie Denkmalschutz für die neolithischen Bodendenkmäler im Bochumer Norden sowie für das ehemalige Zwangsarbeiter-Lager der Bergbau AG Lothringen an der Heinrichstraße, genannt „Kirmesplatz“. Denn dort sollen nun neue Gebäude entstehen. Denkmalschutz würde in diesem Fall bedeuten, dass die Areale untersucht und Überreste erhalten werden müssten.

Auszeichung für Engagement der Schüler

Die Auseinandersetzung der Schüler mit der Erinnerungskultur im Bochumer Norden wurde mehrfach bei verschiedenen Bundes- und Landeswettbewerben ausgezeichnet.

Schon 1952 hat Karl Brandt in der Nähe des Hiltroper Hillerberges eine neolithische Siedlung entdeckt. Sie wurde ca. 4790 und 4550 v. Chr. erbaut. Trotz genauster Begutachtung und Kartierung, beschwert sich Kind, ist das Gebiet kein eingetragenes Bodendenkmal. Ein Modell der Siedlung sowie Fundstücke sind aktuell im Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte zu sehen. Unterstützung erhielten die Kohlengräber vom Archäologen Prof. Martin Flashar. Er setzte sich bereits 1994 mit den Bodendenkmälern auseinander.

Tagtäglich laufen die Schüler der HvK am „Kirmesplatz“ gegenüber dem Schulzentrum Gerthe entlang. Dass hier vor vielen Jahren Menschen zu schwerster Bergbau-Arbeit gezwungen wurden, sieht man dem Platz heute nicht mehr an. Die Recherchen der Schüler aber zeigen, dass dort ein Zwangsarbeiterlager der Bergbau AG Lothringen war. In der NS-Zeit wurden hier „Ausländer“ und Kriegsgefangene zur Arbeit gezwungen und teilweise sogar getötet. „Man muss nur wollen“, sagt Kind in Bezug auf die Recherchen.

Hinweise auf die Gerther Geschichte

Die Schüler wollen. So sind sie bis ins hessische Bad Arolsen gefahren, um im International Tracing Service (ITS), einem Dokumentationszentrum über NS-Verfolgung, Hinweise auf die Gerther Geschichte zu finden. Dort fanden sie Dokumente, in denen das Lager genannt wird. Zu diesen Dokumenten zählen zum Beispiel Listen aus den umliegenden Krankenhäusern.

Nun darf Ulrich Kind der Denkmalbehörde seine Arbeit vorstellen und die Bauunternehmen für den geschichtlichen Hintergrund der betroffenen Areale sensibilisieren.