Es wird zu wenig ausgebildet. Mit dieser Kritik musste auch das Handwerk lange leben. Nun legt es in Sachen Lehrverträge zu. Vor allem in Bochum.

Bochum. Die seit Jahren höchste Zahl neuer Ausbildungsverträge verzeichnet die Handwerkskammer Dortmund im Vorjahr. 3812 Lehrverträge wurden geschlossen – 5,3 Prozent mehr als 2017. Für den Anstieg haben vor allem die Handwerksbetriebe in Bochum gesorgt. Mit einem Plus von 13,8 Prozent verzeichnen sie den stärksten Zuwachs im Kammerbezirk. Die Zahl der Ausbildungsverträge stieg von 528 (2017) auf 601.

„Das ist ein Riesenergebnis, mit dem ich so nicht gerechnet hätte“, sagt Kreishandwerksmeister Michael Mauer. Er mahnt zugleich an, in den Bemühungen um den Fachkräftenachwuchs nicht nachzulassen. „Würden wir das tun, hätten wir verloren. Wir müssen uns über klassische Maßnahmen wie der Präsenz in Schulen und auf Messen noch andere Wege eröffnen, um auf die Ausbildung im Handwerk aufmerksam zu machen. Mauer: „Es ist noch mehr drin.“

Zuwachs in vielen Branchen

Die Zuwächse der Lehrverträge verteilen sich in Bochum insbesondere auf das Bau- und Ausbaugewerbe (115 gegenüber 90 im Vorjahr) – darunter Dachdecker (20 Verträge gegenüber 14 in 2017) und Maler (55/43) – sowie die Elektro- und Metallgewerbe (295/255). „Insgesamt sind die Zuwächse in allen Regionen begründet in einer guten Konjunktur, einem starken Fachkräftebedarf und großen Anstrengungen der Betriebe, Nachwuchs zu gewinnen“, heißt es bei der Handwerkskammer.

Kreishandwerksmeister Michael Mauer ist derweil überzeugt, „dass da noch etwas geht“. Die Zuwachsrate aus dem Vorjahr zu wiederholen oder noch zu steigern, sei illusorisch. Aber noch einmal mehr neue Ausbildungsverträge abzuschließen, „das sollte schon noch gehen“.

Starke Konkurrenz

Dabei befinde sich das Handwerk in einem starken Wettbewerb. „Die Universitäten baggern, die Logistik baggert. Wir müssen schon etwas tun“, so der Kreishandwerksmeister.

Im gesamten Kammerbezirk ist der Gesamtbestand der Ausbildungsverhältnisse erstmals wieder gestiegen und hat eine fünfstellige Zahl erreicht: 10.140 Ausbildungsverhältnisse gab es über alle Lehrjahre hinweg zum Jahresende und damit 1,9 Prozent mehr als 2017. Abgenommen hat die Zahl der weiblichen Auszubildenden. Mit 1809 Lehrverträgen beträgt ihr Anteil am Gesamtbestand nur noch 17,8 Prozent. 1461 Personen und damit 14,4 Prozent haben eine ausländische Staatsangehörigkeit. Ihr Anteil ist um 2,1 Prozent gestiegen.