bochum. . Auf 609 Millionen Euro gesteigert hat die Bochumer Autohandelsgruppe Tiemeyer ihren Jahresumsatz. Zugleich stellt sie sich auf Veränderungen ein.

Das Wachstum der Tiemeyer-Gruppe hält an. Einer der größten Autohandelsgruppen Deutschlands hat zwar im Geschäftsjahr 2017/18 mehr als 800 Neu- und Gebrauchtwagen weniger verkauft und deutlich weniger Werkstattbesuche verzeichnet als ein Jahr zuvor (Grafik). Der Umsatz stieg aber um 28 Millionen Euro auf 609 Millionen Euro (+4,8 Prozent).

Dank guter Zahlen für die ersten fünf Monate des laufenden Geschäftsjahres mit einem Umsatzplus von 13,8 Prozent und dank einiger strategischer Entscheidungen wähnt Vorstandsvorsitzender Heinz-Dieter Tiemeyer sein Haus „auf dem richtigen Weg. Wir haben in den vergangenen 65 Jahren immer wieder Höhen und Tiefen durchlebt. Rückblickend betrachtet sind wir aus jeder Krise gestärkt herausgegangen.“

Autonomes Fahren ist ein Zukunftsthema

E-Mobilität und autonomes Fahren sind aus Sicht des 57-Jährigen die Themen der Zukunft. „In fünf Jahren sieht die Welt auf den Straßen anders aus.“ Und auch das Geschäft rund ums Auto werde sich wandeln. Damit E-Autos günstiger werden, versuchten Hersteller in vielen Bereichen, die Kosten zu drücken. Auch beim Vertrieb. Tiemeyer: „Die wollen den Handel gerne raushalten.“ Sein Haus fühle sich gewappnet und setzt weiter auf den eingeschlagenen Wachstumskurs. Anfang 2020 soll in Hattingen das neue Zentrallager eröffnet werden. Vier Millionen Euro investiert das Unternehmen dort.

© Gerd Bertelmann

Und: Anfang dieses Jahres hat eine Projektgruppe ihre Arbeit aufgenommen. Sie verkauft deutschlandweit Autos ausschließlich online. „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, in diesem Jahr 500 Fahrzeuge abzusetzen“, sagt Vorstand Michael Evers. Das wären zwar „nur“ etwa zwei Prozent aller Fahrzeugverkäufe – aber wohl ein Start in die neue Verkaufswelt. Zumal auch andere Unternehmensbereiche schon im Umbruch sind. So gibt Tiemeyer die Hälfte seines Werbe-Etats bereits im Internet aus.

Die technische Ausbildung ist von dieser Entwicklung zwar noch nicht berührt. Vorbereitet werden die Kfz-Mechatroniker auf die E-Mobilität noch in Fortbildungen und nicht in der Lehre. Aber auch das dürfte sich ebenso ändern wie die Einnahmequellen. „Ein E-Motor braucht keinen Ölwechsel, keine Getriebeeinstellung und viele andere Teile und Leistungen auch nicht“, so Tiemeyer. „Aber es gibt auch neue Chancen und mögliche Aufgaben für uns, etwa durch Carsharing und autonomes Fahren.“

Mehr E-Kleinwagen sind nötig

Der Wandel kann kommen. Und er beginnt in den nächsten Tagen mit der Vorstellung des Audi e-tron, dem ersten vollelektrischen Auto des Premiumherstellers aus Ingolstadt. „Einige Bestellungen aus dem In- und Ausland sind dafür bereits in Bochum eingegangen“, sagt Salvatore Libertini, Betriebsleiter des Audi-Zentrums an der Porschestraße in Hamme.

Allerdings: Ein Massengeschäft ist damit nicht zu machen. „Wir leben von den Polos, den A2’s und anderen. Die Hersteller müssen vor allem kleine, preiswerte E-Fahrzeuge auf den Markt bringen“, sagt Heinz-Dieter Tiemeyer. Darauf würden die Kunden warten. Und darauf wartet auch er.