Bochum. Noch in diesem Jahr soll das neue Empfangsgebäude des Eisenbahnmuseums öffnen. Ein Ausstellungsstück steht bereits an seinem Platz.
Das Eisenbahnmuseum erlaubt einen ersten Blick in seine Zukunft. Exklusiv für die WAZ gibt es Eindrücke aus der neuen Empfangshalle. Dort steht bereits das erste und auch größte Ausstellungsstück: Eine eigens für diesen Zweck aufpolierte Feldbahndampflok aus dem Jahr 1918 wird die Königin dieser Halle. Schlappe 9,6 Tonnen bringt die gut 100 Jahre alte Dame auf die Waage.
Eigentlich sollte die ganz in einem historischen roten Klinker gehaltene Empfangshalle mit dem markanten Turm bereits im April dem Museum übergeben werden. Doch die Insolvenz eines Handwerksbetriebs, die WAZ berichtete, brachte den ganzen Plan aus dem Fahrplan (um im Eisenbahnerjargon zu bleiben). „Wir gehen jetzt davon aus, dass das Gebäude im Juni übergeben werden kann“, so versichert Jürgen Göke, der von den Zentralen Diensten der Stadt das Projekt betreut.
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Entworfen hat das etwa 20 Meter breite und 60 Meter lange Gebäude das renommierte Architekturbüro Max Dudler. Einmal pro Woche reist ein Architekt des Büros aus Berlin an, um sich ein Bild vom Baufortschritt zu machen. Schon jetzt besticht der Eingangsbereich mit dem nach oben offenen Turm durch seine ganz eigene Wirkung. Drinnen beherrscht bewusst grob gehaltener Sichtbeton das Bild. Noch fehlt die Inneneinrichtung und die restlichen Lüftungsanlagen müssen nach der Insolvenz von einem anderen Betrieb fertiggestellt werden.
Das Museum ist optimistisch, dass für die Ausstellung und die Einrichtung, die natürlich Appetit auf die schnaufenden Riesen des Museums machen sollen, ein ordentlicher Entwurf umgesetzt werden kann. Aber dies ist natürlich auch eine Geldfrage: „Wir haben am 12. April eine Sitzung des Kuratoriums unserer Stiftung“, berichtet der stellvertretende Museumsleiter Volker Böhm. Er ist aber zuversichtlich, denn schon jetzt steht fest, dass die Sparkassenstiftung bei der Inneneinrichtung unterstützen wird.
Empfangsbau kostet 3,5 Millionen Euro
Volker Böhm ist übrigens im richtigen Leben bei der Bogestra beschäftigt und dort unter anderem für den Gleisbau zuständig. Das kommt ihm jetzt zugute. Denn der gut 3,5 Millionen Euro teure Empfangsbau ist zwar der teuerste aber nicht unbedingt der aufwendigste Teil im Konzept der Neuaufstellung des Dahlhauser Museums.
Böhm also hat die Aufgabe, die freiwilligen Mitarbeiter des Museums zu begeistern, für etwas, das eine höchst unbeliebte Knochenarbeit ist. Den Bau von rund einen Kilometer Gleisen und fünf Weichen. Dafür hat das Museum eigens T-Shirts mit dem aufmunternd gemeinten Slogan „Gleisbau macht Spaß!“ beschriften lassen.
Mit einigem Erfolg: Rund 30 ehrenamtliche Mitarbeiter leisteten schon rund 3800 freiwillige Arbeitsstunden. „Wir haben bereits etwa zwei Drittel der Gleise verlegt. Darauf können wir alle zusammen richtig stolz sein“, sagt Böhm. Denn durch diesen Einsatz konnten Kosten gesenkt werden. Hätte eine professionelle Firma die Gleisbauarbeiten vorgenommen, wäre dies etwa mit einer Dreiviertel Millionen Euro zu Buche geschlagen. Jetzt müssen lediglich bestimmte Schweißarbeiten von den Profis übernommen werden. Das kostet rund 150.000 Euro.
Eisenbahnbundesamt nimmt Anlage ab
Apropos Profis. Obwohl es sich um ein Museum mit Museumslokomotiven handelt, wird die Anlage mit dem neuen Bahnsteig, auf dem künftig die Besucher, die mit dem Museumzug anreisen ankommen, nicht anderes behandelt als, sagen wir mal, der Bochumer Hauptbahnhof. Das Eisenbahnbundesamt und die Bezirksregierung müssen die Anlage abnehmen und genehmigen. Das reicht von Abständen zwischen Bahnsteigkante und Schienen, über nachträglich verlangte Sicherungsgeländer bis zu der Bahnsteigbeleuchtung.
Da darf nicht irgendeine x-beliebige Peitschenleuchte eingebaut werden. Nein, es muss ein besonderes, respektive teureres Modell sein. Warum nur, will der arglose Journalist wissen? Die Leuchten müssen so ausgeführt sein, dass der Lokführer nicht geblendet wird.
Das macht ja tatsächlich Sinn!
Neue Empfangshalle für das Eisenbahnmuseum