Bochum. Im Theater Rottstraße kommt „1984“ nach George Orwells düsterem Zukunftsroman auf die Bühne. Dabei gibt es ein Wiedersehen mit Kristina Peters.
„1984“ gehört zu dem bekanntesten Romanen der Welt. In dem modernen Klassiker beschrieb George Orwell 1948 die Schrecken eines Überwachungsstaats, der seine Bürger bis in den letzten Winkel des Privaten zu beherrschen sucht. Wie aktuell das Thema heute noch ist, möchte Theaterleiter und Regisseur Oliver Paolo Thomas mit seiner neuen Inszenierung im Theater Rottstraße 5 zeigen. Am Freitag feiert „1984“ Premiere.
Dritter Teil einer Dystopie-Reihe
Die Aufführung ist mit seinen Vorläufern „Fahrenheit 451“ und „Die Kopien“ Teil des mehrjährigen Themenschwerpunkts „Last Exit: Utopia“ im Theater Rottstraße, die dystopischen Stoffen gewidmet ist. „Wir wollen die Frage stellen, wie die in der Vergangenheit geschriebenen Zukunftsvisionen aus heutiger Sicht gesehen werden können“, sagt Regisseur Thomas. Zumal bei „1984“ habe ihn dies interessiert. Denn heute geht es weniger, wie noch zu Orwells Zeiten, um die Bedrohung der Freiheit durch totalitäre politische Systeme. Vielmehr sei die persönliche Freiheit durch die Digitalisierung, sprich: die global agierenden Internetkonzerne bedroht.
„Facebook, Google & Co. werden mit ihren Algorithmen zu potenziellen Diktaturen, die Technologie macht die Überwachung des Einzelnen viel leichter“, sagt Thomas. Entsprechend ist in seiner „1984“-Adaption die Gefahrenquelle auch nicht der legendäre „Große Bruder“ als politischer Führer, sondern ein Internet-Business namens „Victory Corp.“.
Freiwillige Freiheitsaufgabe
Spieltermine und Kartenreservierung
„1984“ im Theater Rottstraße 5. Premiere: Freitag (22., ausverkauft), Samstag (23.), Donnerstag (11.4., ausverkauft); Samstag (4.5.), Beginn jeweils 19.30 Uhr. Karten (14/erm. 7 Euro) unter 0163/761 50 71.
Die Stücke der Reihe „Last Exit: Utopia“ werden vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW und den Stadtwerken Bochum im Rahmen ihres Förderprogramms „Zukunftsprojekt“ unterstützt.
„Deutlich soll werden, wie durch die Verlockungen und Möglichkeiten des Netzes eine Art smarter Diktatur entstehen kann, der der Einzelne letztlich ausgeliefert ist“. Freiwillige Freiheitsaufgabe, wenn man so will. Musste der „Große Bruder“ im Roman noch Gewalt anwenden, um seine Bürger zu knechten, so geben diese der glücksversprechenden Internetindustrie heute freiwillig ihre Daten. Und damit zu einem Teil die Kontrolle über ihr Leben ab. „Es ist keine physische Gewalt mehr nötig“, sagt Oliver Paolo Thomas. „Vielmehr tritt eine Art ,geistige Gewalt’ an ihre Stelle.“
Realistisches Theater
Aufgezogen wird die Inszenierung als realistisches Theater, das einen starken Stoff mit starken Figuren präsentiert. Tim-Fabian Hoffmann ist als Spion „O’Brien“ zu sehen, die Figur des verfolgten „Winston“ spielt, als Gast, Matthias Zera. Als „Julia“ gibt mit Kristina Peters eine arrivierte Schauspielerin ihr Debüt auf der Rottstraßenbühne. Die Bochumer Theaterpreisträgerin von 2013 feierte sieben Jahre als Ensemblemitglied am Schauspielhaus Erfolge.