Bochum. Die Zahl der verunglückten Fahrrad- und Pedelec-Fahrer ist stark angestiegen. Polizeipräsidentin Kerstin Wittmeier fordert eine Helmpflicht.
In Bochum verunglücken immer mehr Menschen mit dem Fahrrad und mit dem elektrobetriebenen Pedelec. 220 Menschen wurden im Jahr 2018 zumeist bei Kollisionen mit einem Auto verletzt. Im Jahr davor waren es noch 167. Das bedeutet einen Anstieg um 31,7 Prozent. In den Jahren vor 2017 waren die Fallzahlen immer ungefähr gleich geblieben.
Die Verkehrspolizei erklärt diese deutliche Zunahme mit dem stetig wachsenden Verkehr auf den Straßen und den immer breiter werdenden Autos, wodurch es zugleich immer enger wird, wie Uwe Bogumil, Leiter der Direktion Verkehr, bei der Präsentation der Verkehrsunfallstatistik 2018 am Mittwoch sagte. Auch würden immer mehr Menschen – erfreulicher Weise – die Pedalen statt das Gaspedal benutzen. Und dies keineswegs nur in der Freizeit, sondern auch auf dem Weg zur Arbeit. Etwa die Hälfte aller Unfälle mit Fahrrädern und Pedelecs würden durch die jeweiligen Fahrer selbst verschuldet.
Polizeipräsidentin plädiert für Helmpflicht
Polizeipräsidentin Kerstin Wittmeier spricht sich für die Einführung einer Helmpflicht aus. „Viele Unfälle könnten deutlich abgemildert werden, wenn wir eine Helmpflicht hätten.“ Sie sei „ein gutes Signal“.
Die Polizei wird in diesem Jahr kostenlose Trainingskurse für Pedelec-Fahrer anbieten. Am 24. April bietet sie auf dem Husemannplatz ein Programm rund ums Pedelec an: Dabei geht es um den toten Winkel am Lkw, Helmberatung und ein Fahrtraining für Senioren, die vereinzelt „überfordert“ seien mit der Geschwindigkeit dieser Fahrzeuge.
Wie seit nunmehr zwölf Jahren in Folge betont die Polizeiführung, dass in keinem anderen Polizeibezirk in NRW so wenige Menschen bei Verkehrsunfällen verletzt werden wie in Bochum, Herne und Witten (in Relation zur Bevölkerungszahl). Allerdings wird dieser relative Erfolg etwas verwässert, denn die Anzahl der Unfälle mit Verletzten im Bochumer Stadtgebiet ist 2018 deutlich angestiegen – auf 844 (2017: 726). Besonders auffällig ist dieser Anstieg bei Kindern: 84 Kinder wurden 2018 im Straßenverkehr verletzt. Im Jahr davor waren es noch 59. Auch insgesamt ist die Zahl der Verkehrsunfälle in Bochum im vorigen Jahr gestiegen, wenn auch nur um 403 auf 15.771. Das heißt: Pro Tag kracht es auf Bochumer Straßen statistisch gesehen 43 Mal. Das ist ein kontinuierlicher Anstieg seit vielen Jahren.
Deshalb wird die Polizei die Hauptunfallursache, das zu schnelle Fahren, weiter mit Blitzern bekämpfen. Die Polizeipräsidentin: „Die Sicherheit der Menschen im Straßenverkehr hat für uns eine besondere Bedeutung. Dazu setzen wir auf ein ausgewogenes Konzept aus Prävention und Repression. Der Kernbereich dieses Konzeptes sieht unter anderem eine dauerhafte Reduzierung des Geschwindigkeitsniveaus vor.“
Handys am Steuer: „Das Risiko wird maßlos unterschätzt.“
Ein großes Problem ist weiterhin das Thema Ablenkung, vor allem durchs Telefonieren ohne Freisprechanlage oder das Lesen eines Nachricht. „Ein Risiko, das maßlos unterschätzt wird“, so Wittmeier. Bogumil sagt: „Es gibt vermehrt Unfälle, bei denen wir uns nicht erklären können, warum das so gekommen ist.“ Ablenkung durchs Handy könne die Ursache sein. Allerdings sei der Nachweis sehr schwer.
Stark angestiegen ist auch die Anzahl derer, die nach einem Unfall einfach das Weite suchen, ohne sich zu kümmern, obwohl jemand verletzt worden ist. Im Vorjahresvergleich stieg die Anzahl von 37 auf 52. Bogumil über die Ursache: „Gleichgültigkeit spielt eine wichtige Rolle.“ Weitere Gründe: Alkohol, keine Fahrerlaubnis oder Angst vor Hochstufung in der Versicherung.
Besonders häufig kracht es in Bochum an der Kreuzung Hüller Straße/Marienstraße in Wattenscheid. Fußgänger und Fahrradfahrer werden bei Abbiegevorgängen durch Autos verletzt. Seit 2014 gab es dort acht Unfälle, auch mit vier Schwerverletzten. Die Polizei sucht jetzt mit der Stadt nach Lösungen, eventuell eine bessere Beleuchtung.
>>> Drei Menschen verloren durch Unfälle ihr Leben
Drei Menschen verloren 2018 im Straßenverkehr in Bochum ihr Leben. Am 19. Mai starb ein Motorradfahrer (31) nach einem Alleinunfall auf der Westenfelder-/Ridderstraße. Ursache laut Polizei: Alkohol, zu schnell, kein Helm.
Am 28. Mai starb eine Frau (63) nach einer Kollision mit einer Straßenbahn auf der Dorstener Straße. Die Frau war laut Polizei bei Rot über eine Ampel gegangen.
Am 27. November wurde eine Frau (85) auf der Alleestraße vom Auto eines 21-Jährigen erfasst, als sie mit ihrem Rollator die Fahrbahn querte. Beide hatten sich laut Polizei falsch verhalten. Die Frau starb.