Bochum. . Das Tötungsdelikt in Hordel geht Anwohnern sehr nah. Die SPD lud zur Info-Veranstaltung mit der Polizei. Eine heiße Spur gibt es aber noch nicht.

Neue Erkenntnisse zum Tötungsdelikt in Hordel vom 4. Februar konnte Peter Stephan, der Leiter der Wattenscheider Polizeiwache, am Donnerstag nicht öffentlich machen. Seine Kollegen von der Kripo arbeiteten aber mit Hochdruck an der Aufklärung des Verbrechens. „Das LKA wertet derzeit unzählige Hinweise aus. Eine heiße Spur gibt es bisher aber noch nicht“, erklärte der Hauptkommissar auf einer Info-Veranstaltung der SPD Hordel im Vereinsheim der DJK TuS Hordel.

Am Nachmittag des 4. Februar waren zwei unbekannte Einbrecher in ein Haus an der Sechs-Brüder-Straße eingedrungen und hatte den Hauseigentümer (68) so massiv gefesselt, dass er erstickte. Seine Lebenspartnerin (71) musste in dieser Zeit auf dem Boden liegend unter Kleidungsstücken ausharren.

Den Menschen geht die Tat nah

Die Ängste der Menschen seien mit Vehemenz an die Partei herangetragen worden, hieß es. „Eine Veranstaltung wie diese kann helfen, Angst zu nehmen und Vertrauen wieder herzustellen“, erklärt Simon Schneider, Vorsitzender der SPD-Hordel. Rund 120 Menschen sind gekommen. Peter Stephan und sein Kollege

Bezirksbeamter Michael Donath bei der Info-Veranstaltung der SPD Hordel.
Bezirksbeamter Michael Donath bei der Info-Veranstaltung der SPD Hordel. © Dietmar Wäsche

Michael Donath versuchen, die Menschen – bei allem Verständnis für die aktuelle Situation – erst einmal zu beruhigen. Tötungsdelikte seien eine extreme Ausnahme. Schnell wird aber klar: Den Menschen geht die Tat nah.

Durch die unmittelbare Nähe des Verbrechens ist eine Unsicherheit spürbar, die Statistiken nicht nehmen können. Die Leute möchten Antworten auf konkrete Fragen. Aus dem Vortrag Stephans wird daher schnell eine offene Diskussionsrunde. Ein Besucher wirft der Polizei vor, die Bürger nicht rechtzeitig zu informieren. „Der Wohnungs-Einbruchs-Radar“ zum Beispiel – eine von der Polizei immer freitags im Internet veröffentlichte Karte mit den Tatorten der vorherigen Woche – „bringt nichts, weil man ihn erst im Nachhinein einsehen kann“, sagt der junge Mann, der offenbar selbst direkt von den jüngsten Ereignissen betroffen ist. Bei den Einbrüchen am Wochenende vor dem Raubüberfall sind Verdächtige durch seinen Garten geflüchtet.

In der Sechs-Brüder-Straße ereignete sich das Verbrechen.
In der Sechs-Brüder-Straße ereignete sich das Verbrechen. © Svenja Hanusch

Viele Besuchende pflichten ihm bei, applaudieren. Andere fordern weiträumige Absperrungen und Kontrollen bei schwerwiegenden Straftaten oder Einbruchsserien. Ein Teilnehmer ist mit der Zeit von Notruf bis zum Auftauchen der Polizei unzufrieden. „Das dauert doch viel zu lange“, ruft er.

Polizei hat zuwenig Personal und Ressourcen

Die beiden Hauptkommissare hören sich die Sorgen an und versuchen, auf jede einzelne einzugehen. Der Wohnungs-Einbruchs-Radar sei ein wichtiges Werkzeug, um Anwohner zu sensibilisieren, Sperrungen und Kontrollen seien rechtlich oft nicht umzusetzen und Verzögerungen können auftreten, falls es gleichzeitig mehrere Notrufe gibt und die Polizei Prioritäten setzen müsse.

Generelle Einigkeit herrscht darüber, dass die Polizei insgesamt zu wenig Personal und materielle Ressourcen hat. Das sei aber Aufgabe der Politik. Passend, dass der Landtagsabgeordnete Serdar Yüksel an diesem Abend in Hordel ist. Auch er meldet sich zu Wort, spricht sein Verständnis für die aktuelle Gefühlslage der Menschen aus und dankt der Polizei. Dann richtet er sich gezielt an Besucher, die auf der Veranstaltung die Möglichkeit der Selbstjustiz ins Spiel bringen, sollten sie verdächtige Personen auf ihrem Grundstück entdecken: „Das Gewaltmonopol liegt immer noch bei der Polizei. Ich bitte Sie, ihr zu vertrauen und selbst keine Gewalt anzuwenden“, sagt er.

Nach einigen Tipps der Polizei zur Einbruchsprävention (siehe Infobox) endet die Veranstaltung. Ein gewisses Unsicherheitsgefühl bleibt. Trotzdem scheinen viele mit dem Auftreten der Polizei zufrieden zu sein. Der Dialog sei offen und fair gewesen, sagt eine Teilnehmerin beim Gehen.

>>> Tipps zur Vorbeugung gegen Einbrüche

Die Polizei empfiehlt, Fenster und Türen bei jedem noch so kurzen Verlassen des Raumes zu schließen. Hecken im Garten sollten in der dunklen Jahreszeit gekürzt werden.

Bei verdächtigen Handlungen sofort 110 wählen. Lieber einmal zuviel als zu wenig. Preisgünstige Ergänzungen: Abschließbare Fenstergriffe halten Diebe kurz auf. Außerdem kann eine Beleuchtung (innen und außen) zum Beispiel mit LED-Lampen vor möglichen Einbrüchen schützen.

Bei weiteren Fragen kann die kriminalpolizeiliche Beratungsstelle konsultiert werden.