Bochum. Trickbetrüger haben eine Seniorin in Bochum um 70.000 Euro gebracht. Sie spielten ihr am Telefon etwas vor und nutzten die Gutgläubigkeit aus.
Trickbetrüger, die als vermeintliche Polizisten aufgetreten sind, haben eine Seniorin im Bochumer Ortsteil Stiepel um mehr als 70.000 Euro gebracht. Die Polizei spricht von einer der höchsten Beuten der letzten Jahre in Bochum. Zehn Tage hatten die Täter die Frau am Telefon bedrängt, bevor sie bei der Sparkasse ihre Ersparnisse abhob.
„Guten Tag, ich bin von der Polizei. Im Notizbuch von zwei festgenommenen Einbrechern haben wir ihren Namen, ihre Telefonnummer sowie den Vermerk gefunden, dass sie mehrere Sparbücher besitzen!“ Diesen Anruf erhielt die Stiepelerin am 15. Februar. Dann fragte der „Polizist“, wieviel Geld sich denn auf den Sparbüchern befinde. Antwort: „So knapp 70.000 Euro werden das schon sein.“
Sparkassen: Kundin zeigte sich einsichtig
Das perfide Spiel mit der Angst, oft auch mit dem „obrigkeitshörigen Denken gerade der älteren Generation“ (so die Polizei), es funktionierte einmal mehr. In immer neuen Anrufen mit „schwindeligen Geschichten“ gelang es den Betrügern, die mehr als 80 Jahre alte Frau zu überreden, ihr Geld in der Sparkassen-Filiale Stiepel abzuheben. „Unsere geschulten Mitarbeiter haben zwar – wie zuvor schon mehrfach mit Erfolg – Verdacht geschöpft und auf die Kundin eingeredet. Sie zeigte sich aber total uneinsichtig“, berichtet Sparkassensprecherin Sabine Raupach-Strohmann.
Für Ulrich Neuhaus von der Kriminalprävention der Polizei nicht verwunderlich: „Den Opfern wird von den Betrügern suggeriert, dass die Einbrecher mit einigen Bank-Beschäftigten unter einer Decke steckten. Sie werden vorgewarnt, dass es beim Abheben des Geldes Probleme geben könnte. Sie sollten aber keinesfalls darauf eingehen. Sonst sei ihr gesamtes Erspartes in Gefahr.“
Als die Bochumerin das Geld – mehr als 70.000 Euro – am 21. Februar abgehoben hatte, gingen die Anrufe weiter. Nun forderte ein Anrufer sie auf, einige Nummern der Geldscheine durchzugeben, damit er bei der Zentralbank erfragen könne, ob sie echt sind. Das angebliche Ergebnis: „Man hat ihnen in der Bank Blüten untergejubelt!“
„Beamter“ holte zu Hause das Geld ab
Direkt danach wurde ein Termin vereinbart, an dem ein „Beamter“ in der Wohnung erschien, um das komplette Geld für eine Überprüfung abzuholen. Der junge Mann, ca. 25 Jahre alt, mittelgroße Statur, augenscheinlich Nordafrikaner, schwarze Haare, gelber Pullover, helle Kappe, entfernte sich mit der Beute über die Nettelbeckstraße.
Der Seniorin wurde versprochen, das Geld am 25. Februar zurückzubringen. Polizeisprecher Volker Schütte: „Nach langem Warten meldete sich die Bochumerin dann am Montag bei der richtigen Polizei und musste erfahren, dass sie Opfer skrupelloser Trickbetrüger geworden ist.“ Ulrich Neuhaus weiß, was das bedeutet: „Die alten Menschen werden nicht nur um ihr Hab und Gut, sondern um ihre Lebensleistung gebracht.“
>> POLIZEI BITTET UM HINWEISE
Das Kriminalkommissariat 13 bittet unter 0234/909 41 35 oder 0234 / 909 44 41 um Hinweise.
Derweil wiederholt die Polizei ihren Appell vor allem an Senioren: Sprechen Sie am Telefon nicht über Geld! Legen Sie auf, wenn Ihnen etwas verdächtig vorkommt, und verständigen Sie die Polizei. Und: Lassen Sie keine Fremden in die Wohnung!