Bochum. . Die Fallzahlen der Betrugstaten gegenüber älteren Menschen in Bochum sind stark angestiegen. Die Täter sind gute Schauspieler, aber eiskalt.
Die Kriminalität im Bochumer Polizeibezirk (mit Herne und Witten) geht zurück. Was aber massiv ansteigt, sind die Straftaten gegenüber älteren Menschen am Telefon und an der Haustür. Zunehmend würden Trickbetrüger und Trickdiebe die Seh- und Hörschwächen, verringerte Beweglichkeit und die Einsamkeit vieler Menschen im Alter ausnutzen, um an ihr Geld zu kommen, stellt die Polizei fest.
Die Fallzahlen sind im vergangenen Jahr explodiert. 1396 Mal (2017 waren es noch 656 Fälle) haben sich unbekannte Täter als Mitarbeiter der örtlichen Polizei, des Landes- und des Bundeskriminalamtes sowie der Staatsanwaltschaft ausgegeben und hanebüchene Geschichten aufgetischt. „Da wird vor Einbrüchen gewarnt, weshalb das Geld und der Schmuck in Sicherheit gebracht werden muss, man will angebliches Falschgeld überprüfen und vieles mehr“, schildert die Polizei.
Callcenter in der Türkei
Die Täter sind wortgewandt und gute Schauspieler. Einige sitzen laut Polizei in der Türkei, wo sie nur zu diesem Zwecke regelrechte Callcenter eingerichtet haben. In Deutschland haben sie dann Helfer, die das Beutegeld von den arglosen Opfer an der Haustür oder in der Wohnung abholen.
Der unfassbarste Fall ereignete sich Ende 2017 in Weitmar. „Guten Tag, ich bin von der Kriminalpolizei!“ So begann die Lügengeschichte, die einem mehr als 80 Jahre zunächst am Telefon erzählt worden ist. Man habe gerade zwei Einbrecher gefasst. Viel Geld hätten sie dabei gehabt, das könnte von ihm stammen, hieß es. Ein Kollege komme gleich mal vorbei und werde ermitteln. Am Ende übergibt das Opfer dem „Kollegen“ in der Wohnung eine Kassette aus dem Safe mit Goldbarren. Der Wert ist sechsstellig. Mit dem Lügenversprechen, die Kassette mit dem Gold im Dienstwagen vor dem Haus auf Spuren zu untersuchen, verschwindet der Dieb und Betrüger auf Nimmerwiedersehen. „Der Schaden toppt alle Taten, die bezüglich dieses Betrugsdeliktes im Bereich des Bochumer Polizeipräsidiums bislang verübt worden sind“, so ein Polizeisprecher.
Nur wenige erfolgreiche Fälle
Erfolgreich aus Tätersicht sind allerdings nur relativ wenige Fälle. Im Jahr 2018 hat die Masche mit den falschen Polizisten zwölfmal geklappt. Trotzdem betrug der Gesamtschaden 185.000 Euro. Die Opfer übergaben Einzelbeträge zwischen 8000 und 30.000 Euro – an völlig fremde Menschen.
Eine zweite Masche ist der klassische Enkeltrick: die Vorgabe am Telefon, ein Verwandter in Not zu sein und dann Geld zu verlangen. 115 Fälle wurden 2018 der Bochumer Polizei gemeldet (2017: 68 Fälle). Sechsmal konnte die Enkeltrickbetrüger die Opfer im vorigen Jahr überlisten. Insgesamt übergaben diese 174.000 Euro an die Täter. In einem einzelnen Fall waren es 45.000 Euro.
Falsche Stadtwerker erbeuten 28.000 Euro auf einen Schlag
Auch falsche Stadtwerker haben im Vorjahr im Bochumer Polizeibezirk häufiger ihr Unwesen getrieben als 2017. Sie verschaffen sich mit der Lüge, etwas erledigen zu müssen, Zutritt zu den Wohnungen und stehlen dann.
Im Jahr 2018 waren 18 von 29 Versuchen erfolgreich. Einmal konnten die Diebe 28.000 Euro auf einen Schlag erbeuten. Überwiegend wurden Bargeldbeträge in Höhe von einigen hundert Euro und Schmuck entwendet.
>>> Im Zweifel immer die echte Polizei rufen
Die Polizei rät, keine Unbekannten in die Wohnung zu lassen. Wenn etwas verdächtig vorkommt, die echte Polizei unter 110 anrufen.
Niemals sollte man über Vermögensverhältnisse am Telefon sprechen. Und niemals sollte man Geld oder Wertsachen fremden Personen in die Hand drücken.