Bochum. In den Bochumer Kammerspielen feierte die Tanz-, Klang- und Spiel-Performance „New Joy“ Premiere: ein wilder Ritt durch das digitale Zeitalter.
2019 leben wir in der Ära von Big Data, es wird über künstliche Intelligenz nachgedacht, und auch sonst bestimmen Algorithmen unser Leben. Verlieren die Menschen zwischen Bits und Bytes, zwischen Alexa und ihrem Smartphone die Kontrolle? Ist Sinnproduktion innerhalb dieser Flut von scheinbar zusammenhanglosen Datenströmen und Informationen noch möglich oder bietet gerade dieses Chaos ungeahnte Möglichkeiten und unendlichen Spaß?
Suche nach der „Message“
Über diese „New Joy“ am digitalen Leben („neue Freude“) haben die amerikanische Performerin und Choreographin Eleanor Bauer und der ebenfalls amerikanische Komponist und Computermusiker Chris Peck in ihrem gleichnamigen „dataistischen Cyber-Musical-Happening“ nachgedacht, das am 23. Februar 2019 in den Kammerspielen Premiere feierte. Der Zusammenhang zwischen „dataistisch“ und dem Dadaismus, der künstlerischen Strömung zu Anfang des 20. Jahrhunderts, liegt auf der Hand. Die Suche nach offenkundiger Bedeutung und der „Message“ wird sich schwierig gestalten. Aber das ist kein Manko, sondern Programm.
Die sechs Darstellerinnen und Darsteller bewegen sich in einem Raum voll knautschiger Skulpturen und singen, sprechen und tanzen. Die Texte stammen zum Teil von ihnen selbst, sind aus Autofill-Handy-Texten entstanden oder aus der Kombination der ersten und letzten Zeile einer Fernsehsendung; kurz sie sind nicht zu entschlüsseln, egal ob sie in Deutsch, Französisch oder Englisch vorgetragen werden. Schreibtechniken wie die „écriture automatique“ der Surrealisten oder W.S. Burroughs Cut-up-Technik sind Vorbilder.
Breakdance-ähnliche Bewegungen
Musikalische Versatzstücke aus Lauten und Geräuschen werden zu Songs, um dann wieder dekonstruiert zu werden. Die Musik orientiert sich an den Anfängen von Computermusik, an Kraftwerk und dem frühen Elektro der 80er Jahre mit Geräuschen der Star-Wars-Roboter und E.T. Dazu gibt es breakdance-ähnliche Bewegungen. Überhaupt erinnert der Abend in seiner gesamten Ästhetik an die 80er, obwohl er doch einen Blick in die Zukunft wagen will.
Das hat schöne Momente, funktioniert aber ohne den oben beschriebenen theoretischen Überbau besser als mit. Man muss sich auf diese Inszenierung einlassen, was sicherlich nicht jeder und jedem leicht fallen wird.
>>> Tickets & Termine
Termine: 27.2, 1., 2., 6., 8., 10., 14., 16.3. (zum letzten Mal), Tickets 0234/3333-5555