Wattenscheid. . Das Viertel Wattenscheid-Mitte schneidet im WAZ-Stadtteilcheck schlecht ab. Dennoch gibt es auch dort eine funktionierende Nachbarschaft.
Wattenscheid-Mitte bildet das Schlusslicht im WAZ-Stadtteilcheck, was das Zusammengehörigkeitsgefühl angeht. Die Leserinnen und Leser haben dem Sprengel rund um den August-Bebel-Platz nur eine 3,97 geben, Note: ausreichend. Zu Recht? Die Frage wurde bei einem WAZ-Gespräch im Seniorenbüro Wattenscheid erörtert. Und die Antwort lautete: Nein! Das müsse man differenzierter sehen.
Zwar sind die Mitarbeiter/innen des Seniorenbüros mit ihren Angeboten auf die Klientel 55+ hin orientiert, dennoch ist das Team in alle Richtungen vernetzt und kennt das Umfeld sehr gut. Dass Eppendorf besser abschneidet als „Mitte“, sei erwartbar gewesen, sagt Sylvia Hornung: „Dort ist das Umfeld schichten-homogen, WAT-Mitte hat eine Großstadtstruktur, oft mit wechselnden Nachbarschaften.“ Sicher, es gebe manche Probleme rund um den Bebel-Platz, sagt Johannes Bielawa, „aber das solle man nicht auf das Nachbarschaftsverhältnis insgesamt übertragen“. Tatsächlich ließen sich, so Bielawa, zahllose Beispiele finden, wo die Nachbarschaft funktioniere, wo man sich gegenseitig helfe oder Aktivitäten auf die Beine stelle: „Das ist ja auch ein Zeichen für einen guten Zusammenhalt.“ Nur färbe das nicht auf das „Gemeinschaftsgefühl“ als Marke ab.
„Es laufen so viele kleine Aktionen und Begegnungen“
Davon könnte Wattenscheid insgesamt mehr gebrauchen, findet Kornelia Zyla: „Das wäre auch für die Außenwahrnehmung wichtig.“ Die positive Ausstrahlung zu fördern, Selbstbewusstsein einzusetzen und auch die „guten Seiten“, sprich: die Vorteile von Wattenscheid ins rechte Licht zu setzen, sei dringend geboten: „Es laufen so viele kleine Aktionen und Begegnungen, aber das ist irgendwie nicht in den Köpfen“, findet Zyla. Der Wohlfühl-Aspekt komme oft genug zu kurz. Das hat Gründe. Wattenscheid geriet nach der Eingemeindung aus dem Hauptaugenmerk der Politik, hier wohnen inzwischen viele sozial Benachteiligte, dazu kommt die Internationalität des Umfeldes. Das alles mache das Entstehen eines ausgeprägten Zusammengehörigkeitsgefühl schwierig. Und doch: „Wenn Sie die Wattenscheider fragen, werden die meisten sagen: Wir leben gerne hier“, bekräftigt Johannes Bielawa. „Gemeinschaftsgefühl“ ist eben alles andere als eine eindimensionale Größe.