Bochum. Axel Killing ist Tatortreiniger in Bochum. „Ein Job, der nichts für einen schwachen Magen ist“, sagt er. Trotzdem liebt er die blutige Arbeit.
Kripo und Spurensicherung sind fertig, die Leiche ist weg. Jetzt beginnt Axel Killings Einsatz. In seinem noch schneeweißen Schutzanzug, die Hände mit Handschuhen und der Mund mit Atemschutz bedeckt, betritt er die ihm unbekannten Räume – in denen ist kurz vorher jemand gestorben ist. Durch einen Unfall oder auch durch Mord. Den 49-Jährigen kann nun fast alles erwarten: Unmengen an Blut, Körperflüssigkeiten oder viele, viele kleine Fliegen und Maden.
Unterwegs europaweit
Axel Killing ist Tatortreiniger. „Eine Arbeit, die nichts für einen schwachen Magen ist“, gibt er zu. Er liebt seine Arbeit – und schlecht geworden ist ihm selbst dabei noch nie. Obwohl er den Job schon seit sechs Jahren macht. Vorher war er Bestattungswagenfahrer. Seit einigen Monaten befindet sich die Tatortreinigung am Wattenscheider Hellweg, vorher war Remscheid der Firmensitz. Unterwegs ist Axel Killing aber überall – in ganz Deutschland und europaweit.
Alles kommt in Spezialsäcke
Erst Anfang der Woche ist er mit seinem Team – es soll schon bald aus 20 Mitarbeitern bestehen – nach Leipzig gefahren. Leichenfund, hieß es am Telefon mitten in der Nacht, eine Person sei gestürzt. „Und wenn man mit dem Kopf aufknallt, ergibt das ganz schön viel Blut“, erzählt der Tatortreiniger im Nachhinein. Damit das alles wieder weg geht, benutzt er besondere Spezialreiniger, zum Beispiel Eiweiß-Auflöser. „Mit denen bekomme ich auch Wochen altes Blut aus dem Teppich, ohne ihn zu zerstören.“ Außerdem müssen die Bakterien in den Räumen reduziert und der komplette Tatort muss abgesaugt werden. Schutzanzüge und alles Beschmutzte kommt in Spezialsäcke und wird verbrannt. Ein bis zwei Tage dauert so ein Einsatz, je nachdem wie schlimm es aussieht. Und je nachdem, wie viele Männer und Frauen im Einsatz sind.
Auch Frauen sind Tatortreiniger
Denn ja, auch Frauen reinigen in Killings Firma Tatorte. Zum Beispiel Katja Schneider, die eigentlich Bürokauffrau ist, bei Not aber mit zu den Tatorten fährt. „Ich brauche die Abwechslung“, sagt sie, auf den ungewöhnlichen Job angesprochen. Trotzdem gibt sie zu Bedenken: „Man darf das alles nicht zu nah an sich rankommen lassen“ und meint damit die persönlichen Schicksale, aber auch die Bilder im Kopf. Viel schlimmer sei noch der Geruch. „Trotz Schutzanzug habe ich manchmal das Gefühl, dass meine Haare nachher immer noch wie der Tatort riechen. Obwohl das ja eigentlich Quatsch ist.“ Beim ersten Tatort, den Schneider gesehen hat, hieß der Auftrag wie so häufig Leichenfund. Genauere Angaben will sie dazu aber nicht machen – denn bei der Tatortreinigung Killing sei vor allem eines wichtig: Diskretion.
Privatermittler für Kindesentführung
In Zukunft möchte Axel Killing expandieren. Direkt neben dem Büro der Tatortreinigung entsteht eine Detektei, für die er bereits Mitarbeiter engagiert hat: 40 an der Zahl sollen es insgesamt werden. Spezialisieren will er sich auf Fälle mit Kindesentführung und Gewalt gegen Kinder. Obwohl er die ersten Erfahrungen als Privatermittler in einem anderen Bereich gesammelt hat: Affären und Betrug. Und auch einen Sicherheitsdienst will der Geschäftsmann eröffnen.
Trotzdem brennt Axel Killing vor allem für seinen Beruf als Tatortreiniger. Davon können ihn auch die blutigsten Anblicke nicht abhalten. Und so fährt er weiter mit seinem Team durch die Bundesrepublik. Zu Tatorten, an denen sich den meisten wohl der Magen umdrehen würde.