Bochum. Am Mittwoch ist eine Giebelwand des denkmalgeschützten Hauses in Linden eingestürzt. Die Stadt bekräftigt, dass das Gebäude erhalten werden soll.

Eine Glühbirne, ein Kabel, ein Waschbecken – mehr ist von dem Raum im Obergeschoss nicht übrig geblieben. Seinen Fußboden hat er schon im Dezember verloren, als ein Teil der Längswand des historischen Fachwerkhauses an der Nöckerstraße in Linden zusammenbrach. Am Mittwoch ist auch ein Stück Giebelwand an der Stirnseite eingestürzt.

Spürhunde durchsuchen die Trümmer

Am Vormittag gegen acht Uhr fällt einer Anwohnerin auf, dass sich Wand und Fenster des alten Hauses nach innen wölben. Sie macht ein Foto, weil sie befürchtet, dass die Konstruktion nicht mehr lange hält, „aber dass es so schnell geht, hätte ich nicht gedacht“. Eine gute halbe Stunde später hört sie ein lautes Rumsen, kurz darauf dann die Feuerwehrsirenen.

Spürhunde suchen in den Trümmern nach Menschen – eine reine Vorsichtsmaßnahme, erklärt ein Feuerwehrsprecher.
Spürhunde suchen in den Trümmern nach Menschen – eine reine Vorsichtsmaßnahme, erklärt ein Feuerwehrsprecher.

Die Feuerwehr sichert das Gelände, Mitarbeiter der Rettungshundestaffel schicken drei Spürhunde durch die Trümmer – eine reine Vorsichtsmaßnahme, wie Feuerwehrsprecher Stefan Nowak erklärt: „Wir konnten nicht ausschließen, dass Kinder über den Zaun geklettert sind.“ Doch es scheint sich niemand auf dem Grundstück in Gefahr gebracht zu haben – die Hunde zeigen nichts an. Schon beim letzten Einsturz hatten die „trümmergeprüften“ Tiere das Gelände abgesucht. „Dabei hat sich ein Hund Schnittwunden an der Pfote zugezogen“, erzählt Petra Bartsch, die Ausbilderin der Hundestaffel. Diesmal kommen alle Tiere heil zurück.

Später machen sich zwei Statiker der Stadt ein Bild von der Lage. Den Anwohnern könne nichts passieren, versichern sie – das Grundstück ist weiträumig abgesperrt. „Wir dürfen unseren Privatweg zum Haus nicht mehr benutzen“, erzählt die Anwohnerin, man müsse jedes Mal einen Umweg gehen. Was jetzt weiter geschieht? Sie weiß es nicht. „Das ist doch hirnrissig“, schimpfen Passanten, „dass man das jetzt noch erhalten will.“

Doch genau das hat die Stadt vor. Das fast 200 Jahre alte Haus steht auf der Denkmalliste, „weil es die bäuerliche Vergangenheit des Ortes bezeugt“. Eingerahmt von adretten Neubauten steht das so geschützte Haus seit vielen Jahren leer und verfällt, so dass es, obwohl einst charakteristisch für die Gegend, nun wie ein Fremdkörper wirkt.

Eine kleine Chronologie des Fachwerkhaus-Streits

Im Dezember 2018 lässt der Eigentümer das Dach abdeckenohne behördliche Genehmigung. Er hat das Haus einige Wochen zuvor gekauft.

Die Stadt ordnet an, G iebel, Seitenwände, Fenster und Türen zu sichern. Weitere Arbeiten am Haus werden untersagt.

Wenige Tage später stürzt ein Teil der Längswand ein. Zuvor sollen Arbeiter auf dem Grundstück gewesen sein. Das THW baut ein Stützgerüst auf. Anwohner sollen vorsichtshalber ihre Gärten nicht betreten.

Der Eigentümer hatte im Dezember versichert, dass er das Gebäude „in seiner Beschaffenheit erhalten“ wolle. Auf das angeforderte Gutachten, das dieses Vorhaben darlegen und Möglichkeiten für eine denkmalgerechte Sanierung aufzeigen soll, wartet die Stadt noch immer. Eine erste Version habe man ablehnen müssen, weil die Ausführungen „nicht konkret genug“ gewesen seien, erklärt Stadtsprecher Peter van Dyk. Die Frist für die überarbeitete Version sei am Dienstag abgelaufen.

Ein Mitarbeiter der Eigentümerfirma bestreitet auf Anfrage, dass es eine solche Frist gegeben habe. Das Gutachten habe man in eigenem Interesse in Auftrag gegeben. Schließlich werde die Firma basierend auf dessen Ergebnis „eine sinnvolle unternehmerische Entscheidung“ treffen.

Am Nachmittag schließlich sitzen die Experten von Bauordnungsamt und Unterer Denkmalbehörde zusammen, das Ergebnis des Treffens teilt Peter van Dyk mit: „Wir sind der Meinung, dass das Gebäude in Teilen erhalten werden kann.“