Bochum. . Der Klassik-Weltstar begeistert im Anneliese-Brost-Musikforum mit einem makellosen Auftritt. Das Klavier-Festival-Konzert war lange ausverkauft.

Klassik-Stars gibt es viele, aber Daniel Barenboim ist noch einmal etwas Besonderes: Der Pianist und Dirigent ist einer der bedeutendsten Künstler unserer Zeit, hat sich mit Auftritten an führenden Häusern der ganzen Welt höchstes Ansehen erworben. Am Freitag gastierte der 77-Jährige im Rahmen eines Sonderkonzerts des Klavier-Festivals Ruhr im Anneliese-Brost-Musikforum. Es wurde ein denkwürdiger Abend.

Geboten wurde Beethoven kompakt. Neben den frühen Sonaten Nr. 16 G-Dur op. 31/1 und Nr. 6 F-Dur op. 10/2 standen Nr. 14 cis-moll op. 27/2 – die berühmte „Mondscheinsonate“ – und das Spätwerk Nr. 31 As-Dur op. 110. Mit dieser Kombination fächerte der Pianist wie selbstverständlich auch ein Lebensbild des Schaffens Beethovens auf.

Enormer Fundus an Erfahrung

1967 hatte Barenboim dessen sämtliche Klaviersonaten erstmals eingespielt. Von dem enormen Fundus seiner Erfahrung zehrt er, was zu jeder Sekunde hörbar wurde. „Nicht Musikerziehung, sondern Erziehung durch Musik“, ist nicht umsonst Barenboims Motto, und wer am Freitag gehört hat, wie ganz und gar unprätentiös und im Dienst der Musik er sein Spiel entwickelte, weiß, was das bedeutet.

Der Künstler ging mit großer Selbstverständlichkeit zu Werke, schon der Aufakt mit der G-Dur-Sonat war von perlenden Kapriolen des 1. Satzes bis zum orchestralen Beben im Schlusssatz ein wahrer Genuss. Einzigartig auch die Interpretation zumal des 1. Satzes der Mondscheinsonate. Selten hat man dieses „totgespielte“ Adagio sostenuto so innig und fließend gehört; von Schläfrigkeit keine Spur, dieser „Mondschein“ schimmerte luzide und anheimelnd zugleich. Großartig.

Viel Raum fürs Spielerisch-Virtuose

Die tiefgründige As-Dur-Sonate op. 110 bot dem Künstler viel Raum fürs Spielerisch-Virtuose. Eine psychologische Tiefenbohrung nach den Geheimnissen dieses von Beethoven in völliger Taubheit komponierten Werks ist Barenboims Sache nicht. Er ist kein Grübler über den Tasten, sondern ein Pianist, der die Musik „aus dem Bauch“ heraus begreift. Und sie mit großer Wärme und leuchtender Würde zu gestalten weiß, wobei er während seines Spiels den Kopf schräg legt, als horche er in die Noten, und was sie ihm zu sagen hätten, hinein.

Überschwänglich war der Applaus des Publikums im seit langem ausverkauften Musikforum, das seinem noch jungen Ruf als Aufführungsstätte von Rang erneut Ehre machte. Wenn ein Ausnahmekünstler wie Daniel Barenboim nach Bochum kommt, dann kommt er wegen des Musikforums. Und erhöht dessen „Rang“ so zum „Weltrang“.