Wiemelhausen. . Anwohner der Wasserstraße wehren sich gegen den bevorstehenden Kahlschlag vor ihren Haustüren. Und das ist längst nicht ihre einzige Kritik.

Die Anwohner der Wasserstraße zwischen Königsallee und Wiesengrund geben nicht auf: Den Sinn der bevorstehenden Straßensanierung und der damit verbundenen Kanalerneuerung sehen sie ja noch ein. Aber mit der Art und Weise sind sie nicht einverstanden. Ihren Ärger taten die Anwohner bereits in großer Zahl im Dezember in der Bezirksvertretung Süd kund. Nun will man auch im Ausschuss für Infrastruktur und Mobilität am 15. Januar aufschlagen. Denn dort wird über die Baumaßnahme entschieden.

Neue Initiative hat sich gegründet

Um mit vereinten Kräften auf sich aufmerksam zu machen, wurde jüngst die Initiative „Lebenswerte Wasserstraße“ gegründet. Heute Abend trifft man sich wieder, um das weitere Vorgehen zu besprechen. In der Weihnachtszeit wurden bereits Zettel an zur Fällung vorgesehenen Bäume befestigt. Slogans wie „Mein letztes Weihnachtsfest“ standen darauf, und „Hilfe, wir werden gefällt“. Was die Anwohner der Wasserstraße besonders ärgert: Die auf der südlichen Straßenseite stehenden Bäume werden wegen der Kanalbaumaßnahme gefällt, die auf nördlicher Seite aus „gestalterischen Gründen“.

Laut Stadt hätten die amerikanischen Eichen ihr Wachstumsende erreicht. Durch den Kanalbau im südlichen Teil der Wasserstraße würde das Wurzelwerk so beschädigt, dass die Bäume nicht zu retten wären. Die gegenüber stehenden Eichen wolle man der Ästhetik wegen gleich mit fällen – und dann den Verkehr während der Bauzeit dort her führen.

Absurde Gründe für Abholzungen

Aus Sicht der Anwohner absurde Gründe für eine Abholzung, wodurch wichtige klimatische Funktionen der Bäume verloren gingen. In einem eigens zur Ausschuss-Sitzung entworfenen Flyer führen sie „wirkungsvolle und kostengünstige Schutz- und Sicherungsmaßnahmen“ an, mit denen beim aktuellen Stand der Technik die Bäume trotz Kanalbaus erhalten bleiben könnten. Und für den Verkehr gebe es auch alternative Routen, etwa über die Königsallee und die A 448.

Offener Brief an OB Thomas Eiskirch

Wegen der bevorstehenden Baumfällungen wurde auch erneut ein Offener Brief an OB Thomas Eiskirch (SPD) geschickt. In diesem Schreiben wird das Stadtoberhaupt aufgefordert, die „Heimatvernichtungs-Maßnahmen“ zu verhindern und den Bürgern „die Behaglichkeit ihrer Umgebung, die Intaktheit ihres Habitats und die Funktionsfähigkeit und Gesundheit ihres unmittelbaren Lebensraums“ zu erhalten.

Die Bezirksvertretung Süd stimmte bei zwei Enthaltungen für Straßen- und Kanalsanierung. Der Ausschuss für Infrastruktur und Mobilität tagt am Dienstag (15.) um 15 Uhr im Technischen Rathaus, Raum 1.0.120. Die Wasserstraße wird zu Beginn behandelt.

Kontakt zur Initiative Lebenswerte Wasserstraße:
informationumbauwasserstrassebochum@web.de .

Der nun drohende Kahlschlag ist allerdings nicht der einzige Kritikpunkt der Initiative „Lebenswerte Wasserstraße“. Sie fordert u.a. auch Tempo 30 zwischen Hunscheidstraße und Wiesengrund, um diesen Bereich sicherer zu machen und den Lärm zu reduzieren. Und um Kosten (Gesamt gut 4 Millionen Euro) zu senken, denn so könne die Stadt sich die vorgesehenen Querungshilfen sparen. Christoph Matten vom Tiefbauamt gab aber bereits zu bedenken, dass durch Tempo 30 die Leistungsfähigkeit der Straße sinke und der Verkehr in die Nebenstraßen gedrängt werde.

Bushaltestelle falsch platziert

Auch die auf Höhe der Bäckerei geplante Bushaltestelle halten die Anwohner für falsch platziert. Ihr Vorschlag: eine Haltestelle an der Hunscheidtstraße vor der Einmündung in die Wasserstraße oder der Ausbau der Haltestelle an der Tankstelle.

Wichtig ist der Initiative zudem, dass die Stadt „die Bürger als Experten für die Gegebenheiten und Entwicklungsmöglichkeiten ihres Viertels“ mehr am Planungsprozess beteiligt. Dies soll laut Christoph Matten auch geschehen: Er stellt eine Bürgerversammlung mit Informationen zum Bauablauf für März/April in Aussicht. Angaben, welche Kosten auf die Grundstückseigentümer zukommen, gab es bereits in Sitzung der Bezirksvertretung: geschätzte 15 Euro pro Quadratmeter Bauland. „Wir werden am Ende alle Rechnungen offenlegen“, verspricht Matten.