Bochum. . Nur zehn Prozent der Straßen in Bochum mit Personennamen tragen einen weiblichen Namen. Der Frauenbeirat fordert eine 50-Prozent-Quote.
Frauen sind bei der Straßenbenennung bislang eindeutig zu kurz gekommen. In Bochum gibt es rund 1900 Straßen, davon sind etwa 500 Straßen nach einer Person benannt. Lediglich zehn Prozent dieser Straßen tragen die Namen von Frauen. Ein Ungleichgewicht, das den Frauenbeirat bereits im Jahr 2013 dazu veranlasst hat, eine klare Forderung zu stellen.
„Wir wollen, dass künftig bei Umbenennungen von Straßen und beim Bau neuer Straßen so lange Frauennamen berücksichtigt werden, bis 50 Prozent erreicht sind“, sagt Regina Czajka, Geschäftsführerin des Frauenbeirates. Doch bis diese Quote erfüllt ist, werden viele Jahre verstreichen. Denn nur selten werden Straßen umbenannt.
Lore Agnes steht auf der Wunschliste des Frauenbeirats
„Doch durch die Neubebauung des Opel-Geländes ergeben sich neue Chancen auf weibliche Straßennamen“, sagt Regina Czayka. Der Frauenbeirat werde, wenn es um Namensfindungen geht, den Haupt- und Finanzausschuss oder die jeweilige Bezirksvertretung an ihre Forderung nach einer 50-Prozent-Quote erinnern.
Einer der Kandidatinnen, die auf der Wunschliste des Frauenbeirats stehen, ist Lore Agnes (1976-1953). Sie schloss sich der sozialistischen Frauenbewegung an, organisierte die Hausangestellten und landete dafür mehrfach im Gefängnis. 1919 trat sie als eine der ersten Frauen in den Reichstag ein.
Straßen erinnern an Frauen, die die Stadt prägten
Die Straßenschilder erinnern an erfolgreiche Bochumer Frauen, die die Stadt prägten. Nach der Schauspielerin Tana Schanzara wurde der Platz gegenüber dem Schauspielhauses benannt. Eine Skulptur der Theaterakteurin sitzt hier auf einer Bank. Außerhalb des Zentrums, nahe der Graf-Engelbert-Schule und der Schiller-Schule, liegt die Else-Hirsch-Straße. Else Hirsch lebte von 1889 bis 1943. Die Jüdin zählt zu einer der bedeutendsten Widerstandskämpferinnen in Bochum.
Parallel zu dieser Straße verläuft die Ottilie-Schoenewald-Straße. Nach der Vorreiterin im Kampf um Gleichberechtigung wurde auch ein Bochumer Weiterbildungskolleg benannt, das sich an der Wittener Straße in Höhe des Historischen Museums befindet.
Straßennamen mit unbestimmten weiblichen Personen, zum Beispiel Annastraße und Berthastraße sind laut Auskunft des Amts schon immer genutzt worden. Anfang des 20. Jahrhunderts ist durch die verstärkte Besiedlung und damit verbundene Straßenbenennung die Notwendigkeit entstanden, auch lokale oder internationale Personen durch eine Benennung zu würdigen.
Voraussetzung: Personen müssen verstorben sein
Wenn es um die Benennung von Straßen geht, fällt die Wahl häufig auf Kulturschaffende. Aber auch Funktionen, historische Hintergründe oder eine besondere geografische Lage spielen eine Rolle.
Für die Neu- und Umbenennung ist das Amt für Geoinformation zuständig. Unter den jüngsten Namensgebungen, die sich auf eine Person beziehen, sind der Gerard-Mortier-Platz sowie der Ottokar-Wüst-Platz. Und auch eine Frau ist dabei: Mit der Marie-Luise-Tanski-Straße fiel 2016 in der Bezirksvertretung Bochum-Nord der Beschluss, die Straße nach der letzten Gemeindeschwester Hiltrops zu benennen.
Voraussetzung ist stets: Die Personen müssen bereits verstorben sein. Bürger können Vorschläge einreichen. Letztendlich entscheidet dann die Politik.