bochum-Steinkuhl. . Rainer Prodöhl zeigt im Gemeindehaus von St. Martin in Steinkuhl eine Auswahl von 200 Stücken. Eröffnung ist am 2. Weihnachtstag im Gottesdienst.

„Ein Kind verändert die Welt“, vielsagender könnte der Titel der Krippenausstellung im Gemeindeheim von St. Martin kaum sein. Vielfältiger in der Darstellung wohl auch kaum, denn Rainer Prodöhl zeigt hier über 200 Exponate aus aller Herren Länder und nahezu unglaublichen Materialien.

Das reicht von filigranen Miniaturen aus Kirschkernen über schlichte Drechselarbeiten aus Balsaholz, skurrile Geäste aus Treibholz bis hin zum Weißblech aus Spraydosen. Selbst die haben eine eigene Geschichte, denn die Dosen werden gegen die Anophelesmücken in Afrika eingesetzt, und damit gegen die Überträger der Malaria.

Zinnfiguren in einer klassischen Darstellung.
Zinnfiguren in einer klassischen Darstellung. © Bastian Haumann

Global ausgedehnt

Seine Quellen hat Prodöhl (72) mit seiner inzwischen achten Ausstellung global ausgedehnt, über 90 Länder listet er als Herkunft. Der unermüdliche Sammler nutzt dazu eigene Reisen, Streifzüge über Flohmärkte, Besuche in Eine-Welt-Läden und auf Ebay und ist für seine Leidenschaft natürlich auch im Freundes- und Bekanntenkreis bekannt. „Sie wissen alle, das müssen keine teuren Krippen sein. Wichtig ist mir, dass sie aus Gegenden stammen, in denen ich noch nicht war.“

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Aus dem Adlergebirge

Ein Lieblingsexponat stellt der pensionierte Fachbereichsleiter für katholische Religion in den Mittelpunkt der diesjährigen Ausstellung, die zumindest grob nach Kontinenten sortiert ist. Besonders angetan haben es ihm die figürlichen Darstellungen in der „Grulicher Tradition“ aus dem tschechischen Adlergebirge. „Dort ist eine eigene Krippenschnitzer-Tradition im 18. Jahrhundert entstanden“, erzählt Prodöhl, „die Menschen waren im Winter darauf angewiesen, in der Not mit dem Verkauf dieser Arbeiten Geld zu verdienen“.

Der Postbote, der Feuerwehrmann und der Säufer

Die Lebenswelt der Menschen rund um den Globus spiegelt sich nicht nur in den für die Krippen verwendeten Materialien. Auch die Ausgestaltung ist ganz unterschiedlich, Prodöhl zeigt schmunzelnd eine große Gruppe kleiner Figuren. „Da kommen alle zur Krippe, der Postbote, der Feuerwehrmann, selbst der Säufer macht sich mit seinem Krug auf den Weg.“

Manche Krippen schlagen eine Brücke zwischen Judentum und Christentum, Altem und Neuem Testament, zwischen Krippe und Kreuz, Geburt und Tod. Prodöhl interpretiert: „Wir müssen uns an der Stelle immer wieder fragen, was wir vom Alten, vom Überlieferten, noch gebrauchen. Und dabei immer wach bleiben für Neues.“

Zitat aus dem Alten Testament

Die Kultur fremder Länger in einer Krippe aus Guatemala.
Die Kultur fremder Länger in einer Krippe aus Guatemala. © Bastian Haumann

Wiederum nicht ohne zu lächeln verweist er auf nicht wenige der Krippenszenen, in denen keineswegs Ochs und Esel zu sehen sind, unabhängig davon, ob die Tiere in der Heimat der jeweiligen Künstler auch verbreitet sind. Denn in der Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium werden nur die Hirten und ihre Herden genannt.

Lediglich beim Propheten Jesaja, also im Alten Testament, gibt es einen Hinweis: „Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn; Israel aber hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keine Einsicht.“ So regt die Darstellung der Szenerie vor 2000 Jahren in Bethlehem auch heute noch den kritischen Geist an.