Stiepel. . Bochumer Einrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung wird aus Kostengründen geschlossen. Bewohner ziehen in zwei Ersatzneubauten.
Eine Ära geht zu Ende: Das oberhalb vom Kemnader See gelegene Ruhrlandheim an der Blumenau in Stiepel wird es bald nicht mehr geben. Die Diakonie Ruhr hat sich entschieden, die Einrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung aufzugeben und stattdessen im Stadtgebiet für die Bewohner zwei Ersatzneubauten hochzuziehen: an der Lewackerstraße 47 in Linden auf dem Grundstück der ehemaligen Schule und an der Haldenstraße 50 in der Speckschweiz in Hamme direkt neben dem Bunker.
„Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht“, sagt Einrichtungsleiter Frank Lettermann. Doch wirtschaftliche Gründe hätten letztlich den Ausschlag gegeben. „Das Ruhrlandheim entspricht nicht mehr den aktuellen Standards“, erklärt Lettermann und zählt auf: unzureichende Barrierefreiheit, unzulänglicher Brandschutz und der dezentrale Standort. „Ein Umbau gemäß den modernen Anforderungen wäre nicht zu finanzieren gewesen.“
Ruhrlandheim war früher ein Freizeithaus
Deshalb sei bereits Ende 2015 der Entschluss gefasst worden, den Standort im Süden Bochums aufzugeben. Nachdem nun auch die Suche nach zwei Ersatzstandorten erfolgreich war, sieht sich die Diakonie so weit, mit dieser Nachricht an die Öffentlichkeit zu gehen. Für die beiden Grundstücke an der Lewacker Straße und an der Haldenstraße liegen Lettermann zufolge Kaufangebote vor. „Mit der inhaltlichen Planung ist in diesen Tagen bereits begonnen worden.“
Das Ruhrlandheim war früher zunächst ein Freizeithaus, später eine Senioreneinrichtung und zuletzt eine Asylunterkunft. Nachdem die Diakonie Anfang der 90er Jahren mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) eine Kooperation zur Errichtung einer Einrichtung für Menschen mit einer geistigen Behinderung eingegangen ist, wurde das Ruhrlandheim übernommen und umgebaut. „Dadurch konnten wir viele Menschen, für die es zuvor keinen Heimplatz in Bochum gab, wieder zurück und in die Nähe ihrer Familien holen“, erklärt Frank Lettermann.
24 Bewohnerplätze pro neuem Heim
Die beiden neuen Heime werden mit jeweils 24 Plätzen ausgestattet. Dort soll es dann Wohngruppen à sechs Personen mit einer Rund-um-die-Uhr-Betreuung geben. Wer in welches Haus zieht, wird unter den Bewohnern und Betreuern geklärt.
Namen für die Häuser gibt es noch nicht. Vermutlich werden es unterschiedliche, weil die Standorte weit auseinander liegen.
1994 zogen die ersten Bewohner ein
Im September 1994 zogen die ersten neuen Bewohner an der Blumenau ein, viele von ihnen im Kindesalter. „Wieder daheim in Bochum zu leben war wichtig und hatte positive Entwicklungsschritte zur Folge“, weiß Frank Lettermann. „Viele von den Bewohnern der ersten Stunde wohnen noch heute hier.“ Und sind entsprechend älter geworden. Dadurch haben sich die Bedarfe (Pflege, Barrierefreiheit) geändert, denen die Diakonie mit dem Umzug in moderne Neubauten nun Rechnung tragen will.
Im Optimalfall 2020 sollen die neuen Häuser fertig sein. Durch deren zentrale Lage werde auch die Inklusion bzw. Teilhabe der Bewohner am gesellschaftlichen Leben besser gewährleistet. Bis zum Umzug wird weiter das Ruhrlandheim genutzt und dort auch der Brandschutz aktuell nachgerüstet. Was aus dem Gebäude wird, steht noch nicht fest. Frank Lettermann: „Aktuell gibt es keinen Nachnutzungsplan.“