Bochum. . Nach 37 Jahren als Leiterin des Fortbildungsinstituts geht Birgit Hollack in den Ruhestand. Ihre Nachfolgerin Seta Guetsoyan war bei der Fidena.

Wie oft sie die steilen Stufen der ehemaligen Volksschule an der Hohen Eiche in Langendreer wohl hinauf und hinunter gestiefelt ist: Birgit Hollack hat nicht mitgezählt. „Zehn Mal am Tag bestimmt“, sagt sie. „Und das weit über 30 Jahre.“

Doch Ende des Monats ist Schluss. Mit dem Abschied von Birgit Hollack als Leiterin des Figurentheater-Kollegs geht eine Ära zu Ende. Seit 1981 steht die 67-Jährige der staatlich anerkannten Weiterbildungsstätte für Figurentheater und Puppenspielkunst als Leiterin vor, sie prägte das Haus mit Ruhe und Gelassenheit wie keine andere. „Mich jetzt als Seniorin zu definieren, das fällt mir schon schwer“, meint sie. Und doch: Hollack hat Pläne für ihre Zeit nach dem Job. Sie möchte reisen, vielleicht einem Chor beitreten. „Und ich bleibe weiter im Vorstand des Kollegs.“

Locker 40 Jahre ist es her, seit Birgit Hollack ihr Herz ans Puppenspiel verlor. Von 1978 bis 1980 besuchte die gelernte Religionspädagogin hier selber einen Fortbildungskurs Figurentheater. „Ich arbeitete damals mit Kindern in einem sozialen Brennpunkt in Recklinghausen“, erinnert sie sich. „Da habe ich gemerkt, wie befreiend es für die Kinder war, wenn sie mit Figuren spielen konnten. Und wie sie durch die Figuren ihre Gedanken und Gefühle ausdrücken konnten.“

Kursteilnehmer kommen aus ganz Europa

Das Figurentheater-Kolleg, Hohe Eiche 27, ist eines von wenigen Weiterbildungseinrichtungen in Deutschland, in denen man die Kunst des Figurentheaters und Puppenspiels mit Zertifikat erlernen kann.

Die Teilnehmer im Alter von 19 bis 80 Jahren kommen aus Deutschland, Europa und teilweise sogar aus Übersee. Info: www.figurentheater-kolleg.de

Am Ende der zweijährigen Weiterbildung übernahm sie 1981 die Leitung der Einrichtung. Nach Stationen in einer Villa am Stadtpark und einem Haus an der Kohlenstraße wurde das Kolleg, das in den 50er-Jahren von Fritz Wortelmann gegründet wurde, schließlich in der leerstehenden Volksschule im Bochumer Osten heimisch, die Hollack und ihr Team 1986 bezogen.

„Bis heute sind wir hier sehr glücklich“, sagt sie. „Wir haben eine Studiobühne, Werkstätten, Atelier und Gästezimmer für die Dozenten, die teils von weit anreisen.“

Etwa 300 bis 400 Kursteilnehmer aus allen Berufen und Lebenslagen zählt das Kolleg pro Jahr. Der 14-wöchige Orientierungskurs der Fortbildung Figurentheater ist das Herzstück des umfangreichen Programms, aber nur eins von über hundert Angeboten. Sprach- und Atemtraining, Pilates und Pantomime gehören ebenso dazu wie das Vermitteln handwerklicher Fertigkeiten: vom Nähkurs bis zum Maskenbau. Beliebt sind auch die Fortbildungen zum Märchenerzähler.

„Unser Ziel war es immer, Räume zu schaffen, in denen man ohne Druck, ohne Konkurrenz und Angst kreativ voneinander lernen kann“, sagt Birgit Hollack. Der Abschied würde ihr vermutlich schwerer fallen, wenn sie nicht eine kompetente Nachfolgerin an ihrer Seite wüsste. Seta Guetsoyan (41) studierte Theaterwissenschaften, arbeitete als Dramaturgin und war sechs Jahre lang als Produktionsleiterin beim renommierten Figurentheaterfestival „Fidena“ tätig. Spätestens die bewegenden Aufführungen von Neville Tranter begeisterten sie vollends fürs Figurenspiel. „Das ist eine große Kunst, die man auf großen Bühnen teilweise kaum mehr findet“, sagt sie.