Bochum. . Für ihr ehrenamtliches Engagement sind die Gründer der Vereine Pro Steinkuhl und Planet Afrika mit dem Hannelore-Wilhelm-Preis geehrt worden.

Alexandre Ndjeng Biyouha kam 1978 erstmals aus Kamerun nach Deutschland, um Elektrotechnik zu studieren. Bernd Laschitzki absolvierte sein Abitur auf dem zweiten Bildungsweg und studierte Sozialpädagogik. Beide helfen seit vielen Jahren Menschen in der Gemeinschaft, eigene Wege zu finden.

Für ihren ehrenamtlichen Einsatz wurden sie nun im Jugendfreizeithaus „JuMa“ mit dem 20. Hannelore-Wilhelm-Preis ausgezeichnet. „Sie arbeiten an der selben gesellschaftlichen Baustelle, es geht um Zusammenhalt und den Dialog der Kulturen“, sagte der Bundestagsabgeordnete Frithjof Schmidt (Die Grünen) in seiner Laudatio.

Orientierungshilfe für Einwanderer

„Als ich hierher kam, fand ich keine Strukturen. Es war sehr schwer, ohne Sprache an die Informationen zu kommen, wie das Leben in Deutschland funktioniert“, sagt Alexandre Ndjeng Biyouha. Er machte aus seinem Problem eine Tugend, versammelte die „Neulinge“ um sich und sorgte zuerst im studentischen Umfeld für Treffpunkte. Die Gründung des Vereins Planet Afrika 2005 war ein Meilenstein: „Es war das erste Vereinslokal mit afrikanischem Hintergrund in Nordrhein-Westfalen“, berichtet der 64-Jährige.

Der Verein vermittelt seither zum Beispiel Wissen zum deutschen Gesundheitssystem, Schulsystem, zu digitaler Arbeitswelt und bietet kulturelle Aktivitäten an. Ein Ziel von Planet Afrika ist es, die hier geborenen Kinder aus verschiedenen afrikanischen Ländern durch Kurse mit der eigenen Heimatsprache Französisch oder Englisch vertrauter zu machen. „Die Kinder haben Schwierigkeiten, ihre Identität zu finden. Nur wer seine eigene Sprache gut kennt, lernt auch eine zweite dazu“, so Ndjeng Biyouha. Der Verein fördert außerdem den Aufbau eines Berufsbildungszentrums in Kamerun, um jungen Menschen in der Heimat berufliche Perspektiven zu geben.

Lebendiges Miteinander im Stadtteil

Bernd Laschitzki ist Mitgründer des Vereins Pro Steinkuhl, der sich im Stadtteil um ein lebendiges Miteinander kümmert. „Ich bin selbst geprägt worden durch das ehrenamtliche Engagement von Wolfgang Buchwald. Er hat damals aus eigener Tasche ein Jugendheim finanziert und uns verschiedene Reisen ermöglicht“, so der 57-Jährige.

Preis wird seit 1999 verliehen

Der Hannelore-Wilhelm-Preis ist mit 5000 Euro dotiert und wird seit 1999 verliehen.

Die Stifterin ist 2015 mit 88 Jahren verstorben und hat testamentarisch sichergestellt, dass der Preis weitere zehn Jahre vergeben werden kann.

Hannelore Wilhelm wollte das Ehrenamt mit diesem Preis in die Öffentlichkeit rücken. Sie selbst engagierte sich viele Jahre unter anderem b eim Deutschen Roten Kreuz und in der evangelischen Kirche.

Der Einsatz des Fußballtrainers beim FC Neuruhrort wirkte lange nach. Die Lebenssituation in Steinkuhl, das multikulturelle Zusammenleben, die vielen Kinder – Bernd Laschitzki hatte das Gefühl, dass vor Ort mehr passieren müsste. „Die Kinder ziehen sich sonst zurück. Die staatlichen Angebote sind nicht immer, wie sie sein sollten, es gibt Lücken“, sagte er. Diese Lücken versucht seit 2001 der Verein Pro Steinkuhl zu schließen. Bernd Laschitzki, der hauptamtlich als Sozialarbeiter der Stadt tätig ist, kümmert sich ehrenamtlich um die Kinder- und Jugendarbeit des Vereins. Doch Pro Steinkuhl richtet sich auch an Senioren, organisiert Stadtteilfeste und kooperiert mit der Initiative Querenburg. Bernd Laschitzki hat einen Stein ins Rollen gebracht.