Bochum. Früher waren in den Knappenvereinen nur Bergmänner erwünscht. Heute halten immer häufiger die Frauen der Bergleute das Vereinsleben am Laufen.
Das Loblied auf die Frauen – Edgar Fischer kann es nicht laut und oft genug singen. „Wenn wir die Frauen nicht hätten“, sagt der 75-jährige Ex-Bergmann, „dann ginge es den Knappenvereinen dreckig. Die Frauen sind unsere Stütze!“
So deutlich würde Christel Fischer es zwar nicht formulieren, aber ja, natürlich, die Frauen seien schon wichtig. Früher, als sie das Kohlzeug wuschen und ausbesserten, die Butterbrote schmierten, bange Gedanken um die Sicherheit ihrer Väter, Ehemänner, Söhne unter Tage ertrugen. Als sie noch nicht selbst in die Knappenvereine eintreten durften, wohl aber deren Feiern „aufhübschen“ sollten. Heute jedoch sind sie aus dem Vereinsleben nicht mehr wegzudenken; einige von ihnen haben ihre Ehemänner überlebt – und sind doch bei den Knappen geblieben. Was sie dort tun? Organisieren, sich um einander kümmern, gerade um die allein Zurückgebliebenen und die Kranken, Besuche machen und Gespräche führen – das Netzwerk pflegen, eben.
Frauen laufen am Knappentag mit
Auch heute bei der Parade zum alljährlichen Knappentag wird Christel Fischer ganz selbstverständlich mitlaufen, die Tradition hochhalten. Ein bisschen Wehmut schwinge schon mit, jetzt, wo die Geschichte des Steinkohlenbergbaus im Ruhrgebiet endgültig zu Ende geht – aber dass mit der letzten Zeche auch die Tradition sterben könnte, weisen die Fischers energisch zurück. Die Mitgliederzahl ihres Vereins „Glück Auf Bochum Werne 1884“ liege schließlich recht konstant um die 200, sagt Edgar Fischer: „Wir haben sogar den einen oder anderen neu aufnehmen können.“
„Immaterielles Kulturgut“
Gemeinsam wollen sie nicht nur die Erinnerung an eine spezielle Arbeitswelt bewahren, sondern auch ein „immaterielles Kulturgut“, wie Edgar Fischer sagt: das ganz besondere Miteinander der Bergleute. Einen eigenen Feiertag, wie er derzeit gefordert wird, brauchen zumindest die Fischers dafür nicht. „Man darf den Leuten so etwas nicht aufdrücken“, findet Christel Fischer.
Mit der Erinnerung klappt es auch so: Der 14-jährige Enkel und der Schwiegersohn wollen die heutige Parade begleiten. Zwar ist ihr Vereinseintritt noch nicht beschlossen – aber Edgar Fischer gibt sich optimistisch. Außerdem ist da ja noch die Enkelin: mit ihren sechs Jahren schon leidenschaftliche Steigerliedsängerin, „alle sieben Strophen!“, wie Fischer betont, und so auf ihre Art bereits Traditionsbewahrerin, wie ihre Großmutter.