Bochum.. Saif Al-Dilaimi ist in der Wohnung in der Hustadt gefangen, weil der Aufzug kaputt ist. Wenn der Informatiker zur Arbeit muss, wird er getragen.
Saif Al-Dilaimi ist in der dritten Etage gefangen. Aus dem Hochhaus am Hustadtring in Bochum kommt der Rollstuhlfahrer nur selten raus. Ob er am nächsten Morgen zur Arbeit kann? Das weiß der Informatiker nicht. Sein Problem: Die beiden Aufzüge in dem 18-stöckigen Hochhaus fahren oft nicht.
Momentan ist nur einer in Betrieb – dessen Türen bleiben auf Etage drei allerdings geschlossen. „Die Feuerwehr hat dort vor einiger Zeit stecken gebliebene Menschen gerettet und dafür die Tür aufgebrochen. Das ist nie repariert worden“, sagt Saif Al-Dilaimi.
Nachbar trägt Saif Al-Dilaimi die Treppe runter
Der 26-Jährige arbeitet an der Ruhr-Universität als Informatiker, hilft Studenten, wenn sie mit den RUB-Computern nicht zurecht kommen. „Zum Glück hat mein Arbeitgeber viel Verständnis. Aber ich kann doch nicht immer zu Hause bleiben, nur weil der Aufzug nicht funktioniert.“
Eine Notlösung: Der Bruder aus Kassel oder ein Nachbar tragen Saif die Treppe hinunter. Doch das ist gefährlich: „Ich habe immer Angst, dass etwas passiert“, sagt Mutter Hayat Jassim (63).
Seit 2002 lebt sie gemeinsam mit ihrem Sohn in der Sechs-Zimmer-Wohnung in der Hustadt. Damals noch mit Ehemann und den beiden Geschwistern. Die Wohnung ist mittlerweile ohnehin zu groß. Aber eine neue Bleibe zu finden – in der Nähe der Uni, behindertengerecht und nicht nur für Studenten – sei extrem schwierig. „Das haben wir schon oft probiert“, sagt Hayat Jassim. So hofft Sohn Saif seit Monaten immer wieder sehnlichst auf eine schnelle Reparatur.
Eigentümer kündigt zügige Reparatur an
Die kündigt der Hochhaus-Eigentümer Grand City Property auf Nachfrage der WAZ auch dieses Mal an: „Die Aufzugsfirma reagiert immer unmittelbar, sehr kurzfristig und mit hoher Priorität.“ So sei einer der beiden Lifte bereits wieder in Betrieb – allerdings der, der seine Türen in der dritten Etage nicht öffnen kann. Für ihn seien neue Teile „bereits bestellt“. „Wir sind in enger Abstimmung mit der Aufzugsfirma und bemühen uns den Prozess zu beschleunigen“, sagt Sprecherin Katrin Petersen.
Grand City Property kündigt weiter an, seinen Mietern während der aufzuglosen Zeit anzubieten, Lebensmittel oder Müll zu transportieren. Mieter, die nicht die Treppe nehmen können, könnten außerdem kostenlos einen Krankentransport in Anspruch nehmen.
Dieses Angebot ist vor wenigen Tagen – der Aufzug funktioniert übrigens schon seit drei Monaten immer mal wieder nicht – auch bei Rollstuhlfahrer Saif Al-Dilaimi angekommen. Am Mittwochabend hat er die Zusage bekommen, dass er bis auf Weiteres von einem Trageservice die Treppe heruntergetragen wird. Eine weitere Notlösung, immerhin. Bis die Aufzüge wieder funktionieren.