Die Berliner Erfolgsinszenierung findet eine neue Heimat im Bochumer Schauspielhaus. Ab Donnerstag (29.) gibt es den legendäre Slapstick-Abend.
Diesem Theaterabend eilt ein fast legendärer Ruf voraus: 2012 brachte der Regisseur Herbert Fritsch an der Berliner Volksbühne ein Stück mit dem Titel „Murmel Murmel“ heraus – eine 90 Minuten dauernde Vorstellung mit 11 Schauspielern in bunten Kostümen und in betont schriller Optik, für die Fritsch bekannt und berühmt wurde.
Der Clou: Die Schauspieler sprechen auf der Bühne genau ein Wort. „Murmel“ heißt es. In x-verschiedenen Varianten, Formen und Betonungen wird dieses Wort mit jeder Menge Witz und Slapstick bis zum Umfallen zelebriert. Die Vorlage stammt von dem Autor Dieter Roth, dessen Buch „Murmel“ (1974) auf 176 Seiten ebenfalls nur dieses scheinbar so unbedeutende Wörtchen durchkaute.
Immenser Erfolg vor fast immer ausverkauftem Haus
Fritschs Theater-Gemurmel wurde ein immenser Erfolg vor immer ausverkauftem Haus. Eine Einladung zum Berliner Theatertreffen folgte 2013. Gastspiele führten das Ensemble u.a. nach England, Norwegen und Slowenien, weil die Sprachbarriere gering ist: „Murmel“ versteht jeder auf der Welt.
Bühnenbild fast verschrottet
Nach dem Abschied von Frank Castorf von der Volksbühne und dem (inzwischen gescheiterten) Neustart unter seinem Nachfolger Chris Dercon sah es eine Weile düster aus für „Murmel Murmel“: „Zuletzt haben wir das Stück vor einem Jahr in Athen gespielt“, erzählt Herbert Fritsch. „Das Bühnenbild wäre fast verschrottet worden, obwohl wir immer ausverkauft waren. Es ist eine Schande, was da an der Volksbühne passiert ist.“
Umso glücklicher sind Fritsch und sein Ensemble, mit „Murmel Murmel“ am Schauspielhaus eine neue Heimat gefunden zu haben. „Die Schauspieler freuen sich riesig“, sagt Fritsch. „Es ist ein großes Geschenk, das Johan Simons uns da gemacht hat.“
Mehr als nur ein Gag
Herbert Fritsch inszeniert jetzt auch in Bochum
Regisseur Herbert Fritsch (67) wurde als Schauspieler bekannt. Von 1993 bis 2007 gehörte er zu den prägenden Akteuren an der Berliner Volksbühne unter Intendant Frank Castorf.
Seit seinem Abschied von der Volksbühne arbeitet Fritsch als Regisseur. Ab 22. Dezember zeigt er am Schauspielhaus „Die Philosophie im Boudir“ von Marquis de Sade, weitere Arbeiten sind geplant.
„Murmel Murmel“ ist mehr als nur ein Gag: „Es geht nicht um dieses Wort. Der Rhythmus ist das was zählt.“ So würde das Ensemble (darunter auch „Tatort“-Star Wolfram Koch) auf der Bühne permanent mitzählen, um nicht aus dem Takt zu geraten. „Für die Schauspieler ist das eine sehr körperliche Arbeit, die viel Kraft kostet.“
Doch was bedeutet „Murmel“ eigentlich? Fritsch rät dazu, sich ganz einfach drauf einzulassen. „Manche empfinden das als völlig sinnfrei, andere entdecken darin unglaubliche Geschichten.“ Seit der Berliner Premiere ist das Stück übrigens nie umbesetzt worden. „Die Crew hält zusammen“, meint Fritsch. Allzu oft wird das Stück aber nicht gespielt werden können: „Es ist total schwer, freie Termine zu finden, um alle nach Bochum zu holen.“