Bochum-Langendreer. . Anonyme Alkoholiker treffen sich regelmäßig an der Stiftstraße. Gemeinsam erzählen sie von ihren Ängsten und dem großen Ziel: trocken bleiben.

Unter Heikes linkem Auge zeichnet sich eine Narbe ab. „Da bin ich betrunken in unsere offene Spülmaschine gefallen, nachdem ich im Zimmer meines Sohnes eine Flasche Ouzo gefunden habe. Ab diesem Zeitpunkt wusste ich: Es muss sich etwas ändern.“

Mit Ende 20 wachte Heike das erste Mal betrunken in einem Krankenhaus auf, darauf folgten über zehn Jahre regelmäßigen Trinkens. Mittlerweile ist sie seit vier Jahren trocken – und das nicht zuletzt dank den Anonymen Alkoholikern. „Für Momente, in denen andere sagen: ,Das kann man ja nur im Suff ertragen’, haben wir die Gruppe. Hier erzählen wir uns von unseren Problemen und hier wird man verstanden“, sagt Robert.

Alkoholismus ist eine lebenslange Krankheit

Er kam schon mit 26 Jahren zu den Anonymen Alkoholikern und ist mittlerweile seit 30 Jahren trocken. Trotzdem kommt er jede Woche zu den Treffen. Und das sei auch besonders wichtig, erklärt Ralf: „Alkoholismus ist eine lebenslange Krankheit. Deshalb muss man sich immer wieder in Erinnerung rufen, dass man Alkoholiker ist, sonst wird man schnell rückfällig. Daher sagen wir auch jedes Mal, bevor wir reden: Ich bin Alkoholiker.“

Anonyme Alkoholiker treffen sich an der Stiftstraße

In Bochum gibt es regelmäßig AA-Gruppen an verschiedenen Standorten. In Langendreer finden die Treffen mittwochs um 19.30 Uhr in der Beratungsstelle an der Stiftstraße 36a statt.

Weitere Informationen zu den regelmäßigen Treffen und Hilfe gibt es unter 0178/28 30 723.

Alle Informationen auch auf www.anonyme-alkoholiker.de

In den zwei Stunden, die sie zusammen in der Beratungsstelle an der Stiftstraße verbringen, reden die Teilnehmer der Gruppe über ihren Alltag, ihre Sorgen und Probleme. Viele kommen jede Woche. „Am Anfang bin ich jeden Tag gekommen, weil ich mir so unsicher war“, erzählt Jürgen. 25 Jahre lang hat er getrunken, zehn Jahre davon war er keinen Tag nüchtern.

Nachdem er vor 19 Jahren in einer geschlossenen Psychiatrie aufwachte und seine Frau ihn entmündigen wollte, machte er einen Entzug und kommt seitdem regelmäßig zu den Anonymen Alkoholikern. In ganz Bochum verteilt gibt es jeden Tag AA-Gruppen, denen man sich anschließen kann.

Ein Schritt nach dem nächsten

Normalerweise bleiben die Alkoholiker unter sich. Einmal im Monat gibt es ein offenes Treffen für alle Interessierten. Denn beim Alkoholismus ist oft auch das soziale Umfeld betroffen. Deshalb gibt es zusätzliche Al-Anon Gruppen nur für Angehörige.

Auf die Frage, ob es schwierig ist, sein ganzes Leben lang keinen Alkohol mehr zu trinken, antwortet Jürgen mit Nein: „So weit darf man gar nicht denken, dann kommt einem die Situation unlösbar vor. Bei den Anonymen Alkoholikern ist das Ziel, immer nur für die nächsten 24 Stunden trocken zu sein.“ Wenn man das nicht schaffe, setze man sich eben kleinere Zeitabstände. „Ich persönlich denke immer nur an den heutigen Tag.“