Bochum. . Ein Projekt soll die Situation von Alleinerziehenden verbessern, die etwa im Schichtdienst arbeiten. In Essen ist das Angebot bereits etabliert.
Mütter oder Väter, die ihre Kinder ohne Partner erziehen, haben oft Probleme, Arbeit und Kinderbetreuung unter einen Hut zu bringen. Die gängigen Betreuungszeiten in Kita und Schule reichen nicht immer aus, um in einem Vollzeitjob oder zumindest existenzsichernd in Teilzeit zu arbeiten – insbesondere, wenn die Arbeitsstelle in einer anderen Stadt liegt, der Beruf Schichtarbeit verlangt oder die Branche generell Arbeitszeiten vorsieht, die außerhalb der Betreuungszeiten liegen.
Die Bochumerin Ute Durchholz hat deshalb eine Petition gestartet, die ein neues Modell der Randzeitenbetreuung vorschlägt: „Betreuungslücken“ sollen geschlossen werden, indem speziell geschulte „Kinderfeen“ zum Beispiel frühmorgens, spätabends, nachts oder am Wochenende die Betreuung im Haushalt der Eltern übernehmen. So soll sichergestellt werden, dass Alleinerziehende auskömmlich arbeiten können.
Vielen fehlt Unterstützung aus der Familie
Eltern und Kinder könnten so „entspannte Tagesverläufe auch bei ungewöhnlichen Arbeitszeiten erleben“, wirbt der Verband allein erziehender Mütter und Väter (VAMV), der das Modellprojekt namens „Sonne, Mond, Sterne“ konzipiert hat, auf seiner Internetseite.
Dabei gehe es keinesfalls darum, den Eltern Überstunden zu ermöglichen, stellt Ute Durchholz, selbst alleinerziehend, klar: Eine Bekannte etwa finde in ihrer Branche keinen Job, weil dort in der Regel bis 18 Uhr gearbeitet werde, sie aber ihr Kind bereits um 16.30 Uhr von der Betreuung abholen müsste. „Sie hat niemanden, der das Kind abholen und so lange betreuen könnte, bis sie Feierabend hätte“, so Durchholz.
Stadt signalisiert Gesprächsbereitschaft
In Bochum beziehen derzeit 3497 Alleinerziehende (Stand: Juli 2018) Sozialleistungen – überwiegend Frauen, wie der Sprecher des Bochumer Jobcenters, Johannes Rohleder, mitteilt. 963 sind auf die finanzielle Unterstützung angewiesen, obwohl sie berufstätig sind.
Die Stadt Essen hat das Modellprojekt nach einer Erprobungsphase in diesem Sommer als ergänzendes Betreuungsangebot verstetigt. Auch die Stadt Bochum hat gegenüber Ute Durchholz Gesprächsbereitschaft signalisiert – „natürlich muss so etwas zu unseren vorhandenen Strukturen passen“, sagt der stellvertretende Jugendamtsleiter Jörg Klingenberg. „Alles, was die Situation verbessern könnte, schauen wir uns an.“