Essen. . Die Stadt Essen schafft dauerhaft die Möglichkeit, dass Kinder von Alleinerziehenden auch außerhalb der Kita-Zeiten betreut werden können.

Die Stadt Essen und das Jobcenter richten dauerhaft eine besondere Kinderbetreuungs-Möglichkeit für Alleinerziehende ein, die ansonsten von Armut bedroht sind. Ein Angebot, das es in den vergangenen drei Jahren nur als befristetes Projekt des Verbandes alleinerziehender Mütter und Väter (VAMV) gab, wird künftig dauerhaft etabliert. Mit diesem Beschluss des Jugendhilfeausschusses in dieser Woche ist Essen bundesweiter Vorreiter, was die Betreuung von Kindern Alleinerziehender außerhalb der regulären Öffnungszeiten von Kitas angeht.

„Keine Kommune außer Essen hat so etwas im regulären Angebot, obwohl das Gesetz das eigentlich vorsieht“, betont Antje Beierling vom Vorstand des VAMV. „Viele Fachleute des Essener Jugendamtes und des Jobcenters haben sich dafür stark gemacht, wofür wir sehr dankbar sind.“

7500 Alleinerziehende beim Jobcenter gemeldet

Beim Essener Jobcenter sind allein rund 7500 Frauen registriert, die alleinerziehend sind und Hartz IV erhalten. Der VAMV verhilft mit seinem Programm „Sonne, Mond und Sterne“ seit drei Jahren besonders ihnen, wieder dauerhaft einen Job zu finden: „Wir schicken Ehrenamtliche zur Kinderbetreuung zu den Frauen nach Hause, wenn diese eine Berufsausbildung starten oder umschulen, oder bei denen der Job bedroht ist“, erklärt Antje Beierling.

Dabei geht es um die Zeiten, in denen Kita und Ganztags-Betreuung der Schulen dicht sind oder Tagesmütter nicht arbeiten: „Früh morgens, spät abends oder am Wochenende – viele unserer Teilnehmerinnen machen eine Ausbildung im Gesundheits-Sektor, da sind Schichtdienste normal.“ Sie werden vor allem ausgebildet zu Krankenschwestern und Altenpflegerinnen.

Allein in diesem Jahr kam die Hälfte der Frauen, die derzeit bei „Sonne, Mond und Sterne“ mitmachen, weg von Hartz IV, zurück in einen sozialversicherungspflichtigen Beruf. „Fachkräfte sind im Medizin-Bereich besonders gefragt. Deshalb bekommen so viele Teilnehmerinnen unseres Programms am Ende auch einen Job“, sagt Beierling.

Doch klar ist auch: Sie sind nur erfolgreich in einen Job gelangt, weil die Kinderbetreuung auch an den kritischen Tages- und Nachtzeiten geregelt war. Und ganz nebenbei: Nicht wenige Teilnehmerinnen haben ausländische Wurzeln – „so ist unser Programm auch ein erfolgreiches Integrations-Projekt.“

Projekt kostet 150.000 Euro pro Jahr

Dass die dreijährige Projekt-Phase, die per anno rund 150.000 Euro kostet, sich volkswirtschaftlich sehr schnell bezahlt macht und Familien mit alleinerziehenden Müttern oder Vätern dauerhaft stabilisiert – darüber gibt es so gut wie nirgendwo Zweifel.

„Bei Alleinerziehenden kann sich die Lage sofort dramatisch ändern“, betont Beierling. „Wenn die Oma oder die Nachbarin zur Betreuung plötzlich ausfällt, ist der Job ganz schnell in Gefahr.“ Oder, wie in vielen Fällen, werden Ausbildung oder Umschulung gar nicht erst angefangen.