Bochum. Die Bogestra will sich an einer bundesweiten Ticket-App beteiligen. Das Ziel:Pendler sollen mit einem Ticket von Bochum durch Deutschland reisen.

Freies W-Lan in Bussen und Bahnen, Mutti-App, haltestellenscharfe Ticketabrechnung, moderne Leitstellentechnik. Das Tor zur Digitalisierung hat die Bogestra längst aufgeschlagen. Jetzt will sie den nächsten Schritt machen und 1,25 Millionen Euro in den Aufbau einer App investieren.

Mit ihr soll es von 2020 an möglich sein, Fahrten mit dem öffentlichen Nahverkehr in ganz Deutschland „aus einer Hand zu buchen“. Ein Angebot, dass etwa bei der EM 2024 viele fußballbegeisterte Menschen zu schätzen wissen sollen, aber vor allem den Service für den gewöhnlichen ÖPNV-Nutzer verbessern soll.

Kundenservice soll verbessert werden

Wer etwa von Bochum-Stiepel nach Hamburg-Bahrenfeld reisen will, wird alle Tickets von Bogestra, Deutscher Bahn, Hamburger Verkehrsbetriebe auf einer Plattform online buchen und bezahlen können. Auch die Nutzung eines Mietfahrrades und eine Taxi-Fahrt sollen buchbar sein. Umstiegszeiten und -orte werden genannt, auf Verspätungen hingewiesen. Vor allem dieses Plus an Kundenfreundlichkeit ist es, das die Bogestra und andere Verkehrsunternehmen umtreibt.

„Wir wollen den Kundenservice weiter verbessern“, sagt Bogestra-Vorstand Jörg Filter. „Mit der App wird es möglich sein, mit einem einzigen Ticket quer durch Deutschland zu fahren.“ Das hört sich banal an. Aber weiß, wie schwierig es ist, allein im Ruhrgebiet das Tarifdickicht der zahlreichen Verkehrsunternehmen zu durchdringen und flott von A nach B zu bekommen, der weiß, dass die bundesweite Vernetzung der öffentlichen Verkehrsangebote eine echte Herausforderung ist.

200 Tarife, 400 Unternehmen

Der finanzielle Aufwand für die Entwicklung dieser App ist immens – nicht zuletzt, weil auch die Interessen und Rechte von Akteuren berücksichtigt und bezahlt werden müssen, die nicht Teil der neuen Mobility Inside Holding GmbH mit Sitz in Berlin sind. 200 Tarife von 400 Verkehrsunternehmen müssen unter einen Hut gebracht werden. Dazu kommen Angebote von Auto- und Fahrradverleihern.

Bogestra beteiligt sich mit fünf Prozent

Der Ausschuss für Beteiligung und Controlling berät in seiner morgigen Sitzung über die Beteiligung der Bogestra an der Mobility Inside Holding GmbH. Die Entscheidung trifft der Rat am 29. November.

Die Bogestra will sich mit fünf Prozent an der Plattform beteiligen. Von 2023 an erwartet die neue Gesellschaft Jahresüberschüsse aus dem Geschäft. Sie sollen zur Refinanzierung der Investitionen genutzt werden.

Die Bogestra als eines der größten deutschen Verkehrsunternehmen ist einer von neun großen Partnern und sogenannten „First Movern“, die die Plattform aus der Taufe heben: Dortmunder Stadtwerke, Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (Mannheim) und Rhein-Neckar-Verkehr (Mannheim) stecken je 1,25 Millionen Euro in die Holding. Die Stuttgarter Straßenbahnen AG und die Leipziger Verkehrsbetriebe sind mit je 2,5 Millionen Euro dabei. Deutsche Bahn, Stadtwerke München und Rhein-Main-Verkehrsverbund beteiligen sich mit jeweils fünf Millionen Euro.

Sie alle haben im vergangenen Jahr bereits ein Projektbüro eingerichtet und die Grundlagen für die neue Plattform aufgebaut. Mit 880.000 Euro beteiligt sich der Bund mit der Förderung von drei Teilprojekten von Mobility Inside. In der zweiten Hälfte des kommenden Jahres erwarten die Projektpartner erste Ergebnisse, danach könnte die Testphase beginnen.