Bochum. . Seit Jahren sind die städtischen Senioreneinrichtungen (SBO) ein Zuschussgeschäft. 2020 soll die schwarze Null stehen. Ein Zwischenstand.

Jahrelang haben die Senioreneinrichtungen Bochum GmbH (SBO) für Verdruss gesorgt – auch und gerade in der Kämmerei. Seit Gründung der städtischen Tochtergesellschaft sind Steuergelder in Millionenhöhe in den Ausgleich der jährlichen Defizite gegangen. 2020 soll damit Schluss sein. Dann endet das 2015 verordnete Sanierungsprogramm, an dessen Ende die SBO finanziell auf eigenen Füßen stehen muss.

„Wir sind auf einem guten Weg“, gibt sich Geschäftsführer Frank Drolshagen nach gut der Hälfte der Sanierungszeit optimistisch. Zwar lag der Jahresabschluss 2017 hinter den Erwartungen zurück, das kalkulierte Defizit von knapp 1,7 Millionen Euro fiel um fast 800.000 Euro höher aus. Aber das sei in erster Linie auf Verzögerungen beim Verkauf des 7100 Quadratmeter großen Grundstücks am Beisenkamp zurückzuführen, für das die SBO 1,9 Millionen Euro erlöst und nun den Abschluss 2018 verbessert.

Überbesetzte Verwaltung soll ausgedünnt werden

Die Vereinigte Bochumer Wohnungsgesellschaft (VBW) wird auf dem Areal als Investorenmodell einen Neubau mit 80 Betten errichten. Die Modernisierung ihrer Einrichtungen, eine höhere Auslastung der Häuser von jeweils mindestens 98 Prozent und ein ökonomischerer Personalschlüssel vor allem in der momentan noch überbesetzten Verwaltung sind die wesentlichen Elemente des Sanierungsprogramms, das der Rat der Stadt der SBO verordnet hat.

Dieses und nächstes Jahr (1,3 Millionen Euro) wird die Stadt ihrer Tochtergesellschaft noch aushelfen, um die Defizite auszugleichen. 2020 muss die schwarze Null stehen.

Verzögerung durch gute Konjunktur

Dabei kommt es auch darauf an, die neuen Häuser so schnell wie möglich bauen zu lassen und ans Netz zu nehmen. Ausgerechnet die gute Konjunktur und die Auslastung vieler Unternehmen im Bau- und Baunebengewerbe könnten den SBO einen Strich durch die Rechnung machen.

„Wir haben jetzt bei der Ausschreibung für den Beisenkamp gesehen, wie schwierig das werden kann“, sagt SBO-Geschäftsführer Frank Drolshagen. Da erste die dritte Ausschreibung zu einem Ergebnis geführt hat, das wirtschaftlich vertretbar ist, verzögert sich der Bau schon jetzt um mindestens ein halbes Jahr. Der SBO-Chef hofft, dass es bei den nächsten Projekten, Krachtstraße (Werne), Dördelstraße (Langendreer) und Sommerdellenstraße (Wattenscheid) zügiger gelingt, einen Investor zu finden.

Große Schwierigkeiten, Pflegestellen zu besetzen

Azubi-Suche in den sozialen Medien

Jedes Jahr beenden zwölf bis 15 Pflegekräfte erfolgreich ihre Ausbildung bei der SBO. Die Stadttochter will bei der Suche nach Nachwuchskräften auf möglichst vielen verschiedenen Wegen aktiv sein.

So betreibt sie mittlerweile auch E-Recruiting, d.h. sie sucht Azubis mithilfe elektronischer und sozialer Medien. „So bekommt man am besten Zugang zu jungen Leuten“, sagt Geschäftsführer Frank Drolshagen.

In den vier Häusern wird die Stadt-Tochter dann jeweils Mieter sein. Nach Abschluss aller Maßnahmen wird die SBO acht Häuser an sieben Standorten mit 648 stationären Plätzen haben, 20 davon sind Tagespflegeplätzen. „Mit der Tagespflege betreten wir Neuland und wollen erst einmal sehen, wie es läuft“, erklärt Frank Drolshagen.

Das zweite große Fragezeichen neben der Modernisierung einiger Häuser ist die Personalsituation. Mit der Arbeitnehmervertretung ist die Reduzierung im Verwaltungsbereich abgesprochen – aus Altersgründen ausscheidende Mitarbeiter werden erst einmal nicht ersetzt. Kaum beeinflussen lässt sich die Situation auf dem Pflegesektor.

Drolshagen: „Momentan haben wir noch großen Schwierigkeiten, unsere Stellen zu besetzen.“ Aber angesichts des Durchschnittsaltes von 54 Jahren in der SBO-Pflege ist die Rekrutierung des Nachwuchses ein ganz wichtige Thema. 52 Azubis sind es momentan. Tendenziell sollten es noch mehr werden.