Bochum. . Einen erfolgreichen Auftakt feierte das erste Shanty-Festival in Bochum. 800 Besucher strömten ins Musikforum. Nur eine Band erlitt Schiffbruch.
Als „musikalisches Flaggschiff unserer Stadt“ würdigt Oberbürgermeister Thomas Eiskirch in seinem Grußwort das Anneliese-Brost-Musikforum. Vor Anker ging am Samstag der Shanty-Chor Bochum.
Erstmals veranstalteten die singenden Seebären ein internationales Shanty-Festival. Die 800 Besucher ließen sich gern auf hohe See entführen – und wollten nur einmal am liebsten über Bord springen.
Vorbereitungen dauern ein Jahr
Vorsitzender René Kerksick und Chorleiter Gerd Rainer Werner, ehrfürchtig „Caruso“ genannt, haben mit ihrer 35-köpfigen Drew in jüngster Zeit Beachtliches geleistet. Zum 40-jährigen Bestehen 2016 füllten sie mit Deutschlands erstem „Shantycal“ das Schauspielhaus. 2017 folgte die Stadtpark-Gastronomie.
Wie ist das noch zu toppen? Mit einem international besetzten Festival! Und das in Bochums jüngstem Kulturtempel, dem Musikforum.
Vor einem Jahr begannen die Vorbereitungen. Ziel: die verschiedenen Facetten des seemännischen Liedguts an einem Abend zu Gehör zu bringen. Vier Formationen wurden verpflichtet. Drei erwiesen sich als Glücksgriff. Die vierköpfige Gruppe „Scheepsfolk“ gelang mit eingängiger Folklore mit Skiffle-Einschlag ein stimmungsvoller Einstieg.
Kurzfristige Hilfe nach Autopanne
Die Holländer blieben nach ihrem Auftritt auf der Bühne. Die „Vagrants Crew“ aus Wales war statt mit sechs mit zwei Mitgliedern angereist. In London habe ein Auto gestreikt, hieß es.
Kein Problem: „Scheepsfolk“ leistete kurzerhand Unterstützung – zur Freude des Publikums, das lauthals einstimmte, als die holländisch-walisische Zufallskombo deutsche Klassiker wie „Schön ist die Liebe im Hafen“ präsentierte.
Polen erleiden Schiffbruch
Für „Armstrong’s Patent“ war das Musikforum die ideale Spielstätte. Die Seemannslieder des sechsköpfigen niederländischen Chores erfuhren durch die Akustik nochmals mehr Wucht und Volumen.
Voller Vorfreude nahmen die Besucher nach der Pause wieder Platz. Manche flüchteten schnell zurück ins Kirchenfoyer. Mit dem „Orkiestra Samanta“ erlitt das Festival Schiffbruch. Die rockig interpretierten Lieder vom Meer entsprachen so gar nicht dem Geschmack der Shanty-Freunde. Ein Fehlgriff. Die jungen Polen konnten einem leid tun.
Neuauflage ist möglich
Das Finale bot Entschädigung. Der Shanty-Chor zeigte sich in Hochform und überzeugte bei einem Dutzend Lieder nicht nur mit großen Stimmen, sondern auch mit überschäumender Spielfreude.
Gibt’s eine Neuauflage? „Gut möglich“, verrät René Kerksick im WAZ-Gespräch. Zwei Empfehlungen: Die Seebären sollten die Besucher zeitlich nicht überfordern (das Festival dauerte über vier Stunden) – und sich jede Formation zuvor genau anhören. Ahoi!