Bochum. . Im Bochumer Theater Rottstraße hatte die neue Co-Produktion mit der Schauspielschule Premiere. „Die Kopien“ beschwört eine beängstigende Zukunft.

„Die Kopien“ heißt die aktuelle Produktion, die das Theater Rott-straße 5 in seiner langjährigen Kooperation mit der Folkwang-Schauspielschule auf die Bühne bringt.

Studentin Constanze Hörlin (*1991) hat den Abend eingerichtet, seit 2016 studiert sie Regie an der Folkwang Universität der Künste, arbeitete bisher an Stücken von Shakespeare, Horváth, Kroetz, Tardieu und Jelinek und versuchte sich an einer Oper für Kinder, wie auch im Bereich Physical Theatre. Nun also „Die Kopien“, das am Freitagabend Premiere hatte.

Lügen, Schuld und Traumata

Was wäre, wenn man plötzlich sich selbst gegenüber stünde, einer genetisch exakten Kopie? Was wäre, wenn man noch einmal von vorne anfangen könnte? Was darf Wissenschaft? Was ist Erziehung, was ist angeboren? Diese und noch mehr Fragen versucht „Die Kopien“, ein Stück der britischen Dramatikerin Caryl Churchill (*1938), zu beantworten.

Der Text wurde einst von Falk Richter übersetzt und hatte seine deutsche Erstaufführung 2003 an der Schaubühne in Berlin. Jetzt haben wir 2018 und der Stoff hat nichts von seiner Aktualität verloren. Noch immer arbeiten Wissenschaftler daran, das Geheimnis des Lebens zu entschlüsseln. Aber der Text geht über die wissenschaftlichen Fragen hinaus. Ein Vater (Matthias Hecht) und sein Sohn (Paul Hofmann) geraten in eine existentielle Situation, als Kopien des Sohnes auftauchen.

Eine ganze Serie von Söhnen

Spieltermine und Karten

Weitere Vorstellungen von „Die Kopien“ gibt’s am Sonntag, 21. Oktober, und Donnerstag, 15. November, jeweils 19.30 Uhr im Theater Rottstraße 5. Eintritt 14/erm. 8 Euro.

Karten können per Email (karten@rottstr5theater.de), telefonisch/per SMS unter 0163/761 50 71 oder ab 19 Uhr an der Abendkasse reserviert bzw. abgeholt werden.

Der Sohn erfährt, dass sein Vater ihn aus dem Zellmaterial seines ersten biologisch gezeugten Sohnes hat klonen lassen und im weiteren Verlauf offenbart sich ein Netz aus Lügen, Schuld und Traumata. Obendrein gibt es nicht nur zwei Söhne, sondern eine ganze Serie, die das Krankenhaus illegal produziert hat. Sohn Nr. 1 taucht zu allem Überfluss ebenfalls beim Vater auf, verbittert und voller Hass. Er fühlt sich um seine Kindheit betrogen und handelt schließlich.

Matthias Hecht und Paul Hofmann überzeugen als der von Schuld und Reue geplagte Vater und der enttäuschte, fassungslose Sohn. Hofmann zeigt als Sohn/Söhne viele Facetten und Hecht ist mal der liebe, reuige Daddy, mal der brutale, grausame Vater. Die Inszenierung ist karg mit sorgfältiger Figuren- und Textarbeit.

In kalter Beleuchtung

Die im Stück angelegten kurzen, fast nie zu Ende gesprochenen Sätze, Ausflüchte, Ent- und Anschuldigungen sind eine Herausforderung für die Sprecher. Blacks (Szenen ohne Licht) und kurz aufflackernde Standbilder in kalter Beleuchtung erinnern an eine beklemmende Laboratmosphäre.

Indes hätte etwas weniger des inzwischen überall inflationär inszenierten „Nach-Vorne-Sprechens“ den Szenen gut getan, die Beziehung der Figuren verliert so an Intensität, darstellerische und körperliche Möglichkeiten bleiben ungenutzt. Ansonsten: ein guter Abend im Theater Rottstraße, viel Applaus, ‘reingehen!