bochum. Zeitzeugen der Ära Opel sprechen im Stadtarchiv über ihre Zeit im Konzern. Das Podiumsgespräch ergänzt die Ausstellung über Opel in Bochum.

Einmal Opelaner, immer Opelaner. Das trifft zumindest auf Peter Euster-Feldhaus (76) zu, der 43 Jahre für den Autokonzern, zuletzt in der Qualitätssicherung, gearbeitet hat.

Seinen roten Opel GT parkt er direkt vor dem Eingang des Stadtarchivs – das schicke Auto zieht alle Blicke auf sich. „Es war schon immer mein Traum, so ein Auto zu besitzen. Ich habe es 1990 für 2000 Mark gekauft. Acht Jahre hat die Restauration gedauert“, erzählt er.

Gespräch ergänzt Ausstellung

An diesem Tag nutzt er das schöne Wetter für eine Spritztour im Cabrio zum Stadtarchiv, wo ein Podiumsgespräch mit ehemaligen Opel-Mitarbeitern stattfindet. Es ergänzt die Ausstellung zur Entstehungsgeschichte Opels, die Oberstudienrat Dirk Urbach und Studenten der Ruhr-Universität auf die Beine gestellt haben.

Alle Väter waren bei Opel

Zu diesem Zweck Informationen direkt vom Opelkonzern zu erlangen, habe sich als schwierig erwiesen: „Ein Einblick ins Opel-Archiv war unmöglich. Offenbar will Opel alle Verbindungen zu Bochum für immer kappen“. Aber dies scheint kaum möglich, schließlich hat Opel die Stadt Bochum grundlegend verändert. In Hochphasen hat der Konzern 21.000 Menschen Arbeit geboten.

Rainer Einenkel, der 43 Jahre für den Konzern und zuletzt als Betriebsratsvorsitzender tätig war, spricht von „familiärer Vorbelastung“: „Die Väter waren alle bei Opel“. Das sieht Roger Henz, ehemaliges Mitglied der Jugendvertretung des Autokonzerns, genauso: „Das erste Wort, das ich schreiben konnte, war Opel“.

Ausstellung zeigt Entwicklung von Opel

Die Ausstellung wird noch bis Sonntag, 4. November, im Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte, Wittener Straße 47, zu sehen sein.

In sieben Abteilungen widmet sie sich dem Prozess von der „Kohlekrise“ der ausgehenden 1950er Jahre über die Verhandlungs- und Bauphase des Werks bis zur Autoproduktion.

Peter Schneller, ehemaliger Werkzeugmacher und sehr aktiv bei der IG-Metall, nahm täglich einen Anfahrtsweg von über einer Stunde in Kauf, obwohl er im Heimatort die Möglichkeit gehabt hätte, bei Krupp zu arbeiten. Seine Begründung: „Die Ausbildungswerkstatt von Krupp war alt und verdreckt. Bei Opel hingegen war es modern und so sauber, dass man vom Boden hätte essen können“.

Natürlich habe auch der finanzielle Aspekt eine Rolle gespielt. „Wir hatten zuhause nicht viel. Und bei Opel verdiente man mehr Geld, als bei allen anderen, auch schon in der Ausbildung“, so Schneller. Außerdem sei Opel ein sehr anerkannter Ausbildungsbetrieb gewesen – Opelaner waren überall gerne gesehen.

Träume von der alten Arbeitsstelle

Fragt man die Zeitzeugen nach dem schlimmsten Geräusch, dass sie im Werksalltag hinnehmen mussten, so sind sich alle einig: Der Lärm der 320 Pressen im Presswerk, die zu Hochzeiten rund um die Uhr liefen.

Klaus Hemmerling, seit 1968 für Opel beschäftigt und zuletzt als Vorsitzender in der Personalkommission im Betriebsrat tätig, schildert, dass er bis heute „nicht abschließen“ könne. Zuletzt sei der Betriebsrat von der Geschäftsleitung „missbraucht“ worden, um Mitarbeiter zum Gehen zu bewegen. Die Erinnerungen, gute wie schlechte, bleiben. Würde er heute mit geschlossenen Augen durch den Konzern wandern, würde er noch immer wissen, wo alles ist, sagt Hemmerling. Manchmal träume er noch von der Arbeit.