Bochum. . Im rhythmisierten Ganztag sind in Bochum Schüler an vier Tagen sieben Stunden an der Schule. An drei Schulen gibt es das. Es sollen mehr werden.
Für Nael, Marua und Manuela und die übrigen Kinder der Klasse 2b der Grundschule Auf dem Alten Kamp ist es völlig normal, dass sie von zwei Menschen durch den Schultag begleitet werden. Das war schon in der ersten Klasse so und wird es auch in der vierten Klasse sein. Klassenlehrer der Tigerklasse ist Philipp Lingens. Der 33-jährige wird unterstützt von Laurie Kolb. Sie ist Erzieherin. Gemeinsam gestalten sie den Schulalltag der sogenannten „rhythmisierten Ganztagsklasse“.
So richtig glücklich ist Schulrätin Astrid Niemeyer mit der Bezeichnung nicht. „Das Kind müsste einen anderen Namen haben“, sagt sie. „Wenn Eltern ,Rhythmisierter Ganztag’ hören, glauben sie immer zunächst an Musik.“ Rhythmisierte Ganztagsklasse meint im Gegensatz zum „Offenen Ganztag“, dass für die Schüler ein „durchgehend strukturierter Aufenthalt in der Schule an mindestens vier Wochentagen von täglich sieben Zeitstunden verpflichtend ist“. Dazu sollen die Angebote am Morgen und am Nachmittag in einem konzeptionellen Zusammenhang stehen. Unterrichts-, Lern- und Entspannungsphasen sollen sich dabei abwechseln.
Multiprofessionelles Team
„Damit das funktioniert“, sagt Niemeyer, „ist ein multiprofessionelles Team aus Lehrern, pädagogischen Kräften und Kooperationspartnern erforderlich.“ So wie in der Grundschule Auf dem Alten Kamp. Dort wird der „rhythmisierte Ganztag“ sehr gut angenommen. Seit fünf Jahren ist die Schule „rhythmisiert“. Von den aktuell drei ersten Klassen sind in das neue System integriert.
Freie Wahl beim Betreuungsangebot
Eltern haben in Bochum die freie Wahl beim Betreuungsangebot. Es gibt die Verlässliche Grundschule mit und ohne Ferienbetreuung, die Offene Ganztagsschule und den Rhythmisierten Ganztag.
Der Vertrag für den Rhythmisierten Ganztag wird für die Dauer der Grundschulzeit des Kindes abgeschlossen.
Angedacht ist schon länger, dass in allen sechs Stadtbezirken der „rhythmisierte Ganztag“ an einer Grundschule angeboten wird. Eben auch, weil die Gruppen im offenen Ganztag „aus allen Nähten platzen“. Niemeyer wirbt für den „rhythmisierten Ganztag“. Geld gibt es auch. 12 000 Euro pro eingerichteter Klasse. Bislang gibt es nur an drei Grundschulen das Angebot: an der Grundschule In der Vöde in Mitte, an der Dietrich-Bonhoeffer-Schule in Wattenscheid und eben Auf dem Alten Kamp im Bezirk Süd. „Uns ist klar“, sagt Niemeyer, „dass sich das nicht für jede Schule eignet. Die normale Betreuung ist gut, sie soll bleiben. Und um den ,rhythmisierten Ganztag’ anbieten zu können, muss eine Klasse voll werden.“ Also müssen mehr als 20 Kinder dafür angemeldet werden. Niemeyer glaubt, dass noch zu wenig Eltern von diesem besonderen Angebot wissen. Im Einzugsbereich der Grundschule Auf dem Alten Kamp aber scheint die Information gut angekommen zu sein.
Wartelisten im Ganztag
„Wir haben auch darauf reagiert, dass wir beim offenen Ganztag zu wenig Plätze hatten“, sagt Schulleiterin Brigitte Fritzsche. „Da gab es Wartelisten. Dazu kommt, dass unsere Schule in einem schwierigen Einzugsbereich liegt. Wir haben viele Kinder mit Migrationshintergrund, Flüchtlingskinder. Die Eltern helfen wenig bis gar nicht mit, es gibt große Sprachprobleme. Da ist eine umfangreichere Betreuung wichtig.“
Die ist durch Duos wie Kolb und Lingens gegeben. „Wir können uns besser um jedes einzelne Kind kümmern“, sagt Kolb. Sie ist an 27 Zeitstunden in der Klasse. „Das erleichtert die Arbeit“, sagt Lingens. Er musste nicht überzeugt werden, die Klasse zu übernehmen. „Auch von den Arbeitszeiten ist das keine Umstellung. Ich bin nicht jeden Tag länger an der Schule als die Lehrer, die nicht im rhythmisierten Ganztag unterrichten. Die Stundentafel ist regulär und auch die Lehrpläne sind gleich.“