Bochum. . „Es war ein Versehen“, sagt eine Hamburgerin, die in Bochum ohne gültiges Ticket in der U35 fuhr. Zahlen muss sie trotzdem, so die Bogestra.
Ihre Dienstreise nach Bochum wird Dr. Ulrike Job in schlechter Erinnerung bleiben. Die Hamburgerin muss als – wie sie beteuert unabsichtliche – Schwarzfahrerin 60 Euro berappen. Ebenso sehr ärgert sie sich über den „unfreundlichen“ Ton, den die Bogestra anschlage. Die weist die Vorwürfe zurück.
Für eine Tagung an der Hochschule war Ulrike Job für drei Tage nach Bochum gereist. „Ich benutzte die Campuslinie U 35. Dafür hatte ich im Vorfeld sechs Fahrkarten am Automaten erworben“, schildert sie.
Am Abend ihres ersten Besuchstages sei sie durch Tagungsteilnehmer an der Haltestelle abgelenkt gewesen. „Ich vergaß, meinen Fahrschein zu entwerten.“ Prompt geriet sie in eine Kontrolle. Ein „Erhöhtes Beförderungsentgelt“ von 60 Euro wurde fällig.
Ärger über „autoritäre“ Antwort der Bogestra
In zwei Mails an die Bogestra bat Ulrike Job um Entschuldigung und Straf-Erlass. Zwar sei sie sich über die Rechtslage im Klaren. Sie sei als Gast in Bochum aber nur aus Versehen zur Schwarzfahrerin geworden. Immerhin habe sie die Karten ja schon gekauft (was andernorts bereits für die Fahrt reiche). Und: Ungestempelte Tickets könne sie in Hamburg gar nicht verwenden.
Auch interessant
Sauer ist sie über die „autoritäre“ Antwort des Nahverkehrsunternehmens. „Die Berechtigung der Forderung wurde Ihnen bereits ausführlich erläutert. Aufgrund der eindeutigen Sachlage sehen wir daher keinen Grund, auf die Forderung zu verzichten. Ein weiterer Schriftwechsel wird nicht mehr erfolgen“, heiße es in dem Schreiben.
Auf WAZ-Anfrage bekräftigt die Bogestra ihr Vorgehen. „Die Sachlage ist klar: Die Kundin hat ohne abgestempeltes Ticket eine Leistung in Anspruch genommen. Wer den ÖPNV ohne gültiges Ticket nutzt, für den ergibt sich ein Erhöhtes Beförderungsentgelt von 60 Euro.
Über 100 Betreuer sind im Einsatz
Über 100 Kundenbetreuer sind für die Bogestra Tag und Nacht im Einsatz – um Fahrgästen hilfreich zur Seite zu sehen, aber auch, um Schwarzfahrer zur Kasse zu bitten.
Regelmäßig werden Schwerpunktkontrollen durchgeführt (zuletzt Mitte September). Dabei werden die Mitarbeiter des Nahverkehrsunternehmens von Polizeibeamten unterstützt.
Entsprechend haben wir der Kundin, nachdem sie sich erneut an uns gewendet hat, auf die Erläuterung in der ersten Antwort hingewiesen“, erklärt Bogestra-Sprecher Christoph Kollmann.
Schwarzfahrer-Quote liegt bei ein bis zwei Prozent
Eine Ausnahme sei auch in diesem Fall weder möglich noch gewollt. Denn: „Jedes Ticket, dass nicht gekauft wird, tut den ehrlichen Kunden weh“, so Kollmann. Ob eine Fahrkarte bewusst oder aus Versehen nicht abgestempelt wurde, könne das Nahverkehrsunternehmen dabei nicht nachvollziehen. Vielmehr gelte es, die Zahl der Schwarzfahrer weiter einzudämmen. Die Quote der Fahrgäste ohne gültiges Ticket lag laut Bogestra in den vergangenen Jahren bei ein bis zwei Prozent.
Was sich vergleichsweise wenig anhört, summiert sich bei jährlich 145 Millionen Kunden auf 1,5 bis drei Millionen Schwarzfahrer und entsprechende Millionen-Ausfälle in den Bilanzen. Konkrete Zahlen nennt die Bogestra nicht.