Bochum. 6500 Menschen in Bochum sind langzeitarbeitslos. Der Soziale Arbeitsmarkt könnte etlichen von ihnen eine neue Perspektive eröffnen.

Der Soziale Arbeitsmarkt kommt. Noch in diesem Jahr will die Bundesregierung das entsprechende Gesetz verabschieden. Jährlich eine Milliarde Euro soll von 2019 an aus Berlin fließen – davon nach Bochum etwa 7,5 Millionen Euro. Für etwa 300 Langzeitarbeitslose jedes Jahr bietet sich damit eine neue Perspektive. Mit dem Geld könnte ihnen der Weg zurück auf den Arbeitsmarkt geebnet werden.

Dieter Steffan könnte davon profitieren. Bei der Krisenhilfe leitet der gelernte Elektrotechniker Mitarbeiter an, mit drei von ihnen hat er etwa einen Mercedes Sprinter zum Einsatzwagen für das Rote Kreuz umgebaut. Aber Ende 2018 läuft seine Maßnahme aus. Das neue Förderprogramm könnte ihm helfen.

Der Lohnkostenzuschuss müsste in Höhe des Tariflohns bezahlt werden, sagt Jobcenter-Chef Frank Böttcher. Geschieht dies nicht, drohten dem Sozialen Arbeitsmarkt
Der Lohnkostenzuschuss müsste in Höhe des Tariflohns bezahlt werden, sagt Jobcenter-Chef Frank Böttcher. Geschieht dies nicht, drohten dem Sozialen Arbeitsmarkt © Dietmar Wäsche

Wenn es da nicht einen großen Hemmschuh gebe. Zwar wird die maximal fünfjährige Maßnahme in den beiden ersten Jahren zu 100 Prozent vom Jobcenter finanziert. „Aber nur in Höhe des Mindestlohns und nicht des Tariflohns“, erklärt Bochums Jobcenter-Geschäftsführer Frank Böttcher. Und das könnte viele Arbeitgeber – ob in der Wirtschaft, bei Kommunen oder bei den freien Wohlfahrtsverbänden – davon abhalten, Langzeitarbeitslose einzustellen.

Kostenübernahme nach Mindestlohn

Krisenhilfe-Geschäftsführer Olaf Schmitz macht das deutlich: „Würden wir Herrn Steffan weiterbeschäftigen, aber nur den Mindestlohn erstattet bekommen, kostet uns das in einem Jahr etwa 10 000 Euro, die wir dazu zahlen müssten.“ Geld, das die Krisenhilfe nicht hat.

Daher hoffen nicht nur er und Jobcenter-Chef Böttcher, dass die Rahmenbedingungen des Gesetzes noch einmal im Interesse der Betroffenen, aber auch der potenziellen Arbeitgeber verbessert werden. Bedarf für die Stellen, davon sind alle überzeugt, gibt es auf jeden Fall. Und unter den etwa 6500 Langzeitarbeitslosen in Bochum gibt es nach Einschätzung von Frank Böttcher auch genügend Kandidaten, die für eine langfristig angelegte Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt in Frage kommen. Schon jetzt werden mögliche Teilnehmer auch darauf vorbereitet.

Bochum will sich an Gafög beteiligen

Derweil bereitet die Stadt Bochum den Einstieg in die gemeinnützige Arbeitsförderungsgesellschaft Gafög mit Sitz in Gelsenkirchen vor. Noch in diesem Jahr soll der Rat über eine 18-prozentige Beteiligung Bochums an der Gesellschaft befinden, an der auch die Kommunen Gelsenkirchen, Bottrop und Gladbeck sowie einige Unternehmen Anteile besitzen. 440 Beschäftigte hat die Gafög derzeit.

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Mit ihrer Hilfe und dank der zusätzlichen Fördergelder sollen Bochumer Langzeitarbeitslose in den Arbeitsmarkt zurückfinden. Vorgesehen ist, bis zu 130 Langzeitarbeitslose für niedrigschwellige Hilfstätigkeiten bei der Stadt (65) und bei den Stadttöchtern (65) über die Gafög einzusetzen.