Bochum. Es gibt Arbeitslose, aber mehr Bezieher von Leistungen des Jobcenters. Bundesprogramm könnte bis zu 2000 Jobs für Langzeitarbeitslose bringen.
Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt ist positiv, die Arbeitslosenquote in der Stadt hat den Rekordtiefstand von 9,0 Prozent erreicht. Und nicht nur die Arbeitsagentur Bochum, auch das Jobcenter registriert einen leichten Rückgang der Arbeitslosenzahlen. Bei den langzeitarbeitslosen Hartz IV-Beziehern (6877) fiel er mit einem Minus von 4,3 Prozent sogar kräftig aus. Dennoch: „Wir haben auch im Vorjahr an dem Problem der Langzeitarbeitslosigkeit und des Langzeitbezugs nur gekratzt“, räumt Frank Böttcher ein.
Das liege in erster Linie, so der Jobcenter-Geschäftsführer, daran, „dass für einen Teil unserer Klientel das zur Verfügung stehende Instrumentarium nicht ausreicht“. Vor allem dann, wenn mehrere Ursachen für Dauerarbeitslosigkeit vorliegen – etwa hohes Alter, Erkrankung, Verschuldung, Suchtproblematiken – sei es schwierig, das oberste Ziel der Behörde umzusetzen, nämlich Leistungsbezieher zu vermitteln. „Wir plädieren schon längerer für die Einführung des sozialen Arbeitsmarkts.“
Geschützter Rahmen für Langzeitarbeitslose
Die bahnt sich nun an. Anfang 2019 soll das Bundesprogramm „Teilhabe am Arbeitsmarkt für alle“ beginnen. Mit 4 Milliarden Euro will die Große Koalition 150 000 sozialversicherungspflichtige Jobs für Langzeitarbeitslose schaffen – für Bochum könnten das 1500 bis 2000 Jobs bedeuten. „Das wäre für uns eine große operative Herausforderung“, sagt Frank Böttcher, der gespannt ist, wie die Förderkriterien aussehen. Sein Wunsch: „Wir brauchen einen dauerhaft geschützten Rahmen für die Eingliederung von Langzeitarbeitslosen.“ Helfen würden Maßnahmen, die die gesamte Problematik von Langzeitarbeitslosen berücksichtigten.
Derweil beschäftigt ihn ein neue, beunruhigende Entwicklung. Es gebe zwar weniger Arbeitslose, aber mehr Leistungsbezieher – Ende Januar waren es 44 737 und damit 15 Prozent der Bochumer Bevölkerung Böttcher: „Es gibt immer mehr Menschen, die trotz Arbeit nicht genug verdienen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Sie sind zusätzlich auf Leistungen des Jobcenters angewiesen.“ Die Zahl der Aufstocker steigt.