Bochum. . Das umweltfreundliche „Refill“-Netz in Bochum wächst. An sechs Stellen wird Trinkwasser umsonst nachgefüllt. Neu dabei: die Verbraucherzentrale.
Der weltweiten Umweltverschmutzung das Wasser abgraben: Das will die ehrenamtliche Initiative „Refill“ (deutsch: Nachfüllen). 2015 in England gestartet, gibt es seit 2017 auch hierzulande immer mehr öffentliche Einrichtungen und Geschäfte, in denen der Durst kostenlos und umweltgerecht gestillt wird. Sechs Stationen sind es in Bochum. Jüngster Neuzugang: die Verbraucherberatungsstelle an der Großen Beckstraße.
„Schlimm“, stöhnen Uta Wippermann-Wegener und Manuela Weber und schauen in die Statistik. Pro Nase landen jährlich 288 Einwegflaschen im Müll. „Die werden zwar zum größten Teil recycelt“, wissen die Umweltberaterinnen. Doch was bleibt, sind die wertvollen Rohstoffe für die Ex-und-Hopp-Flaschen, der Transport zum Handel und nicht zuletzt die Verschlüsse, die besonders die Nordseestrände verschmutzen: „Auf 100 Meter Strand kommen 43 Kappen.“
„Kraneberger“ wird nachgefüllt in Mehrwegbechern
Dabei könnte alles so einfach sein. „Leitungswasser ist das ideale Trinkwasser“, wirbt Uta Wippermann-Wegener. Es sei von außerordentlich guter Qualität, frei Haus erhältlich und bis zu 100 Mal preiswerter als Mineralwasser.
„Refill“ macht’s durstigen Kehlen einfach. An über 1000 Stationen in Deutschland wird kostenlos „Kraneberger“ nachgefüllt: am liebsten natürlich in Mehrwegbechern, „bei Bedarf aber auch in normalen Trinkflaschen, die so zumindest ,ein zweites Leben’ erhalten“, schildert Manuela Weber und hofft, dass künftig zahlreiche Bürger vom Gratis-Angebot während der Öffnungszeiten der Beratungsstelle Gebrauch machen.
21 Millionen Kaffee-Behälter pro Jahr in Bochum
Im „Kong Island“, dem Fachgeschäft für vegane Mode am Hellweg, wird die Wasserausgabe bereits seit eineinhalb Jahren praktiziert. „Sie wird gut angenommen, gerade in den zurückliegenden heißen Monaten“, berichtet Geschäftsführer Andreas Schröter, der „Refill“ auch „als Statement gegen die Privatisierung von Trinkwasser und als Beitrag für den Umweltschutz“ versteht.
So vorbildlich das Engagement der jetzigen Partner sei, so ausbaufähig sei das „Refill“-Netz in Bochum, meinen Uta Wippermann-Wegener und Manuela Weber. Dabei blicken die Beraterinnen mit Sorge auch auf die vielen anderen Verpackungen, die zur Verschmutzung der Umwelt und Meere beitragen.
Beim Thema Heißgetränke befällt die Umweltschützer das kalte Grauen. Im Fokus: der Kaffee zum Mitnehmen („to go“). Jeder Deutsche benutzt durchschnittlich 60 Becher pro Jahr. Macht für Bochum jährlich 21 Millionen Behälter. Uta Wippermann-Wegener warnt: „Der Einwegbecher ist die neue Plastiktüte.“