bochum. . An der Dahlhauser Bootsrutsche kentern immer wieder unerfahrene Ausflügler. Mitglieder der DLRG sind im Einsatz, um im Ernstfall einzugreifen.

Die ersten Herbstwinde toben durch die Baumwipfel, regenschwere Wolken schieben sich über den Himmel und verlieren ab und an ein paar Tropfen. Dennoch harren die zwei jungen DLRG-Mitglieder pflichtbewusst am Dahlhauser Ruhrufer aus, Rettungsball und Wurfsack liegen griffbereit am Boden. Zweimal musste Luis (15) am vergangenen Wochenende Hilfe leisten, hier an der Bootsrutsche, einer relativ unproblematischen, weil kurzen und deshalb recht langsamen Passage, die der DLRG dennoch immer wieder Arbeit beschert. Insgesamt 31 Einsätze haben sie in dieser Saison gezählt, 13 davon waren Bootsunfälle, Stand jetzt, am Samstagnachmittag.

Gefährliche Brückensprünge

Torsten Kelle, Sprecher des DLRG-Ortsvereins Linden-Dahlhausen, rechnet nicht damit, dass heute noch viel passiert. „Toi, toi, toi“ sagt er, und klopft auf den Tisch im Vereinsgebäude an der Ruhrmühle. Trotz des Wahnsinns-Sommers hat es in diesem Jahr keine schlimmen Unfälle gegeben. Obwohl die Ruhr zeitweise so voller Menschen gewesen sei, „dass wir Schwierigkeiten hatten, mit unseren Booten rauszufahren“. Ausflügler mit Ruderbooten, Kanus und Flößen, Schwimmer ohne und mit Luftmatratzen, und die ganzen Einhörner, die aufblasbaren, die ja der letzte Schrei sind momentan.

Wo viele Menschen unterwegs sind, sind immer auch ein paar Halbstarke darunter, Draufgänger, Besserwisser: Nicht in der Statistik tauchen „die 1000 Mal auf, die man Leuten erklärt: ‘Schwimmt doch besser dort, wo es weniger gefährlich ist’“, sagt Florian Wiezoreck, stellvertretender Vorsitzender des Ortsvereins. Zum Beispiel nicht am Auslauf der Bootsrutsche, wo man mit Booten zusammenstoßen könnte, oder gar durch die Rutsche hindurch, die nur 25 Zentimeter tief und mit Metallklappen gespickt ist. Nicht erfasst sind auch die zig Mal, die sie Jugendliche und junge Erwachsene ermahnt haben, die von der Eisenbahnbrücke springen, nicht wissend, „dass dort seit dem Zweiten Weltkrieg der Boden nicht aufgeräumt worden ist“, so Torsten Kelle. Eisenstangen könnten dort liegen und andere Metallteile, geeignet, einen übermütigen Brückenspringer aufzuspießen.

Viele Kanuten sind unsicher

Bei den Unfällen in und an der Bootsrutsche sind es vor allem unsicheres und unbesonnenes Verhalten, das den DLRGlern Arbeit beschert. Im Zweifel werde man lieber „zu früh eingreifen“, sagt Torsten Kelle, „besser einmal zu viel als einmal zu wenig“.

Dieser Herr weiß, wie es geht. Die DLRG-Helfer erkennen auf den ersten Blick, ob jemand ein geübter Wassersportler ist, oder womöglich Hilfe benötigt.
Dieser Herr weiß, wie es geht. Die DLRG-Helfer erkennen auf den ersten Blick, ob jemand ein geübter Wassersportler ist, oder womöglich Hilfe benötigt. © Socrates Tassos

Routiniert gleiten unterdessen einige Wasserwanderer durch die Rutsche. „Das sind Leute, die jedes Wochenende mit ihren Booten unterwegs sind “, sagt Florian Wizoreck. „Da kann man sich zurücklehnen, die wissen wie es geht.“ Problematischer seien die seit drei, vier Jahren steigenden Zahlen an ungeübten Ausflüglern, die sich Kanus mieten. Hantieren sie dann in der Rutsche mit dem Paddel, das sie eigentlich senkrecht vor sich platzieren sollen, bekommen die Boote einen Drall und stehen plötzlich quer zur Strömung. Eigentlich lautet deshalb die Ansage der Vermieter: Wer sich nicht auskennt, sollte vor der Rutsche aussteigen und treideln, also sein Boot an der Leine durch die Rutsche führen.

Zu kalt zum Kentern

Die nächsten Kanuten, die auf die Rutsche zusteuern, verhalten sich in dieser Hinsicht vorbildlich. Jens, 30, macht heute zum ersten Mal eine Bootstour, für Rainer, 34, ist es das zweite Mal. „Wir wurden extra darauf hingewiesen, das so zu machen“, sagt Jens. Hinter ihnen ziehen drei Frauen ihr Boot durch die Rutsche. „Heute ist es auch viel zu kalt, um zu kentern“, sagt die 30-jährige Imke lachend, und steigt gemeinsam mit Hanna, ebenfalls 30, und Kirsten, 31, schnell wieder ein. In Hattingen sind sie aufgebrochen, bis Essen-Horst wollen sie fahren. Und das eben möglichst trocken.

Kurz nachdem sie außer Sichtweite sind, lassen die Wolken einen ordentlichen Schauer herabregnen. Auf dem Plateau an der Rutsche werden eilig Schwimmwesten zusammengepackt und Boote verladen; beinahe gibt es eine Kenterung an Land, als der beladene Trailer plötzlich nach hinten kippt. Gerade nochmal gut gegangen.

Für die DLRG-Mitarbeiter neigt sich die Schicht dem Ende zu, wie auch die Saison. Seit dem 1. Mai sind sie jedes Wochenende hier gewesen, am 30. September werden sie zum letzten Mal in diesem Jahr an der Bootsrutsche einen hoffentlich ruhigen Dienst tun. Toi, toi, toi.

>>>Schwimmwesten dienen der Sicherheit

Die DLRG-Ortsgruppe Linden-Dahlhausen ist für den Bereich zwischen der Bootsrutsche in Essen-Horst und dem Campingplatz oberhalb der Isenburg zuständig. Die Retter empfehlen Bootsausflüglern, immer Schwimmwesten zu tragen, auch wenn sie sich für gute Schwimmer halten. Wer sich etwa beim Kentern den Kopf anstoße oder einen Schlag mit dem Paddel abbekomme und bewusstlos werde, gehe sonst sofort unter. Bei Sichtweiten von gerade mal 60 Zentimetern unter Wasser sind Personen unter Wasser für die Helfer kaum auffindbar.