Bochum. . Acht Gebiete in den Außenbereichen stehen unter strengstem Naturschutz. In den nächsten Jahren sollen noch zwei weitere hinzukommen.

Es sind Lebensräume voller Schönheit, voller Frieden, voller Freiheit und Vielfalt. Die ehemalige Industriestadt Bochum verfügt über acht Gebiete, die unter dem höchstmöglichen Naturschutz stehen. Die WAZ wird sie näher vorstellen.

In Bochum gibt es derzeit sechs rechtskräftige Naturschutzgebiete:

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  • das nur 4,5 Hektar kleine Bergsenkungsgewässer „Blumenkamp“ zwischen Hordel und Günnigfeld. Es ist der tiefstgelegene Ort der Stadt. Ein Paradies für Erdkröten und andere Wasser-Lebewesen.
  • das 53 Hektar große Gebiet „Tippelsberg/Berger Mühle“ im Ortsteil Bergen. Es sind Wälder, die vom Dornebuscher Bach und Nebenbächen durchzogen sind.

Hornissen-Völker sind streng geschützt

  • das sechs Hektar große Bergsenkungsgewässer „Hofsteder Weiher“. Ein Paradies für zahlreiche Amphibien- und Libellenarten.
  • das „Obere Oelbachtal“ in Gerthe (30 Hektar). Zentrales Element ist das Tal des Oelbachs, der dort in einem Oberlauf Bövinghauser oder Stemke genannt wird.
  • das von einem Bach durchzogene „Königsbüscher Wäldchen“ (14 Hektar) im Südosten. Dort „stocken“ alte Buchen und Eichen mit vielen Höhlen für Spechte und Meisen. Auch streng geschützte Hornissen-Völker nisten dort.
  • der „Waldsiepen Hevener Straße/Im Lottental“ (8 ha) mit Buchenwäldern, zwei tiefen Kerbtälern und naturnahen Bachläufen.

Buchenwald „Kalwes“ kommt neu hinzu

Folgende zwei Gebiete stehen ebenfalls schon unter Naturschutz, befinden sich aber noch im „Änderungsverfahren“: die 195 Hektar großen „Ruhrauen Stiepel“ sowie das 106 Hektar große Gebiet „Dr.-C.-Otto-Wald/Hörster Holz“.

Im Laufe der nächsten Jahre sollen sogar noch zwei weitere Naturoasen als NSG hochgestuft werden: der Buchenwald „Kalwes“ mit seiner spektakulär abbrechenden Steilwand des Steinbruches Klosterbusch sowie die Ruhrsteilhänge an der Rauendahlstraße, direkt an den Ruhrauen Stiepel.

Fledermäuse finden viel Nahrung

Naturschutzgebiete sind, unökonomisch gesprochen, die wertvollsten Flächen der ganzen Stadt. Sie sind überwiegend frei zugänglich und im privaten wie im kommunalen Besitz.

Eine Kennerin dieser seltenen Rückzugsgebiete ist Melanie Gronewald, Sachgebietsleiterin bei der Unteren Naturschutzbehörde Bochum. Sie erklärt, warum jetzt auch die Ruhrauen Stiepel den strengsten Schutz genießen. „Darauf lag eine Trinkwasserschutzverordnung. Dadurch gab es strenge Auflagen zur Bewirtschaftung: kein Dünger, keine Pflanzenschutzmittel. Deshalb hat sich das Gebiet besonders gut entwickelt.“

Seltene Pflanzen und Tierarten leben jetzt dort, Fledermäuse finden viel Nahrung, es gibt viele Schmetterlinge und Bienen. „Und die Vögel können in Ruhe nisten und rasten im Winter.“

Melanie Gronewald, Sachgebietsleiterin in der Unteren Naturschutzbehörde, im Gespräch mit der WAZ.
Melanie Gronewald, Sachgebietsleiterin in der Unteren Naturschutzbehörde, im Gespräch mit der WAZ. © Morris Willner

Überwacht werden die NSG von der Biologischen Station Östliches Ruhrgebiet. „Die kennen das wie ihre Westentasche“, sagt Gronewald. Die von vielen Ehrenamtlichen unterstützten Naturschützer kontrollieren, ob sich zum Beispiel wilde Trampelpfade entwickelt haben und seltene Tiere gestört werden wie Bussarde in ihrem Horst. Oder wenn Hundehalter ihre Tiere in einem Weiher baden lassen während der Laichzeit.

Als erstes wird die WAZ mit Melanie Gronewald das NSG „Oberes Oelbachtal“ vorstellen.

>>> INFO: Strenge Ver- und Gebote

Im NSG gelten strenge Ver- und Gebote, weil die Natur oft sehr empfindlich ist. Etwa: Keine neuen Bauten, keine Wegeänderungen, kein Baden.

  • Während in den 34 Bochumer Landschaftsschutzgebieten der Mensch im Vordergrund steht (wandern, radeln, joggen), gilt im Naturschutzgebiet das Augenmerk den Tieren und Pflanzen und ihren Lebensräumen.