Bochum. Antibiotika in perfekten Dosen verabreichen: Das soll ein 50 000-Euro-Gerät gewährleisten, das die Bochumer Augusta-Klinik angeschafft hat.
An Warnungen mangelt es nicht. Doch weiterhin werden Antibiotika vorschnell und falsch verabreicht, beobachtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die Folge sind Resistenzen: Zu häufig eingesetzte Antibiotika wirken immer öfter nicht gegen Bakterien, wenn sie dringend benötigt werden. Das Augusta-Krankenhaus will den lebensbedrohlichen Teufelskreis durchbrechen. Ein 50 000 Euro teures Gerät soll insbesondere bei Schwerstkranken die jeweils optimale Dosis garantieren.
Dr. Jan Florian Heuer ist stolz. „Wir sind eine der wenigen Kliniken, die über eine derartige Apparatur verfügen“, sagt der Augusta-Chefarzt und weist auf eine kühlschrankgroße Anlage im Labor. HPLC lautet die Abkürzung für Hochdruckflüssigkeits-Chromatographie. Ein Verfahren, mit dem sich der Antibiotika-Spiegel exakt messen und kontrollieren lässt.
Exakte Dosierung ist wichtig
Das könne über Leben und Tod entscheiden, sagt Dr. Robert Kersten, Leiter der Augusta-Apotheke und des Labors. Lungenentzündung, Sepsis oder ein anfangs harmlos anmutender Harnweginfekt, dies bei einem schon massiv geschwächten Abwehrsystem: Die perfekte Einstellung der Bakterien-Killer ist für den Krankheitsverlauf mit entscheidend. Eine Unterdosierung könne „katastrophale Folgen“ (Heuer), eine zu hohe Dosis schlimme Nebenwirkungen haben. Die Neuanschaffung leiste zuverlässige Dienste – „anders als zuvor, als man nur hoffen konnte, dass alles richtig ist“, so Heuer.
Zehn Milliliter Blut reichen den Medizinisch-Technischen Assistentinnen im Labor, um die aktuelle Konzentration und die angezeigte Antibiotika-Gabe zu bestimmen. Die Erkennnisse nach den ersten Monaten entsprechen den Warnungen der WHO: „Viele Patienten sind bei der Aufnahme falsch dosiert – nach oben und nach unten“, beobachten Heuer und Kersten, die mit Prof. Sören Gatermann und dessen Institut für Mikrobiologie an der Ruhr-Universität zusammenarbeiten. Sie glauben, dass das Verfahren in den nächsten fünf bis zehn Jahren Standard im Klinikbetrieb sein wird – „obwohl die Kassen die Kosten für die Untersuchungen nicht übernehmen“.
Klinikum nutzt auch Fremdlabore
Das Katholische Klinikum hat sich schon auf den Weg gemacht. „HPLC ist ein seit vielen Jahren etabliertes und bewährtes Verfahren, das wir anwenden“, berichtet Sprecher Jürgen Frech. Ein Beispiel sei die Neurologie. Auch der Antibiotika-Spiegel müsse in vielen Fällen genau bestimmt werden, vor allem auf der Intensivstation. Dafür gebe es mehrere geeignete Verfahren – je nach Typ des Antibiotikums. Jürgen Frech: „Einige Messverfahren haben wir im eigenen Haus verfügbar. In anderen Fällen nutzen wir Fremdlabore.“