Bochum. . Alfons Buchholz Vater hat einen Tischtennisverein für die Lehrlinge von Zeche Constantin in Bochum gegründet. Vater und Sohn waren Bergmänner.

„Geh nie im Zorn von deines Hauses Herd, denn mancher ist nicht zurückgekehrt.“ – Ein Motto, das Margret Buchholz immer verfolgt hat im Leben, und wenn man sie und ihren Mann Alfons erlebt, dann glaubt man das sofort. Eigentlich soll es um Alfons Vater gehen, Alfons Buchholz senior, der 1960 den TTC Constantin gründete, einen Tischtennisverein für die Bergmannsjugend der Zeche Constantin. Aber auch die Liebesgeschichte von Margret und Alfons ist eine wunderschöne – sie währt seit 55 Jahren.

Damals haben sich die beiden kennengelernt, im Zillertal zwischen Bochum und Herne, im Tanzlokal von Leni Grenzebach. Leni hatte ziemlich große Brüste, die sie gerne auf die Theke legte – auch um die Gäste zu animieren, noch ein Bier mehr zu trinken.

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Und Margret durfte ausnahmsweise mit 15 Jahren ausgehen, am späten Nachmittag, versteht sich. „Alfons war der fünfte in der Reihe und die anderen gefielen mir nicht so“, erinnert sie sich und schwärmt: „Und der war geschniegelt!“ So heiratete sie schließlich in die Bergbau- und Tischtennis-Familie Buchholz hinein – zwei Dinge, die das Leben prägten.

Als der beste Freund starb

Alfons Buchholz junior startete 1959 seine Lehre als Elektroinstallateur auf Zeche Constantin 6/7, im letzten Jahr musste er unter Tage schuften. Sein bester Freund starb an einem Freitag im Jahr 1962 unter einem Bruch – es wäre seine letzte Schicht im Schacht gewesen, am Montag hätte er als Elektriker in der Druckerei der WAZ begonnen. Alfons Buchholz Vater war Bergmann, aber vor allem war er Ansprechpartner für die Jugendlichen, die oft alleine in die Region gekommen waren, aufgenommen von Familien in den Pestalozzi-Dörfern.

„Er war so geschniegelt“, fand Margret Buchholz, als sie ihren Mann kennenlernte.
„Er war so geschniegelt“, fand Margret Buchholz, als sie ihren Mann kennenlernte. © Ingo Otto

Er bot ihnen einen Ausgleich zu der harten Arbeit: das Tischtennisspielen. „Die mussten doch beschäftigt werden.“ Anfangs noch auf den Platten gegenüber der Zeche, spielten sie ab 1960 im TTC Constantin und stiegen schließlich sogar bis in die Landesliga auf.

Später zog die Familie nach Weitmar und Alfons Buchholz senior übernahm die Leitung des dortigen Jugendhauses – und gründete natürlich wieder eine Tischtennismannschaft, den TTG Weitmar. Sein Sohn, der nach der Ausbildung vom Pütt zu den Stadtwerken wechselte, spielte auch beim TTG, bis es irgendwann nicht mehr ging: „Wenn man von der Nachtschicht kam, konnte man sich morgens schlecht an der Platte hinstellen.“

Wie schön war es damals bei Ochsenschwanz-Bruno

Die Zeche, das Tischtennisspielen: Es ist beides, was das Ehepaar Buchholz mit vielen Menschen zusammengebracht und bis heute verbunden hat. Wie schön war es damals im Vereinsheim bei Ochsenschwanz-Bruno, der so hieß, weil seine Schwiegermutter köstliche Ochsenschwanzsuppe zubereitete.

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„Geld hatten wir keins, aber Spaß ohne Ende“, sagt Margret Buchholz und lacht wie so oft ihr mitreißendes Lachen. Zum Beispiel im Keller ihres Hauses, in den sie über die Jahrzehnte ihre Bekannten einluden. Mancher ist schon gestorben, mancher immer noch ein enger Freund.

Verloren in Willingen

Und der Vater? Er lebte so lange er konnte für die Jugendarbeit und das Tischtennis. Gerne erzählen Sohn und Schwiegertochter die Anekdote, wie er mal verloren ging auf einer Vereinsfahrt nach Willingen. Abends um zehn sollte es zurückgehen nach Bochum, alle standen parat am Bus, nur der „Präsi“ nicht, Alfons Buchholz senior, der Präsident des TTC. Der Fahrer konnte nicht mehr warten, die Mutter weinte – schließlich fuhren sie ohne ihn zurück.

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Am nächsten Tag wollten sie zurück nach Willingen, um den „Präsi“ zu suchen, da blickte Alfons Buchholz junior vom Balkon über das Feld. „Da seh ich, wie immer zwischen den Bäumen was rumhüpft. Jo, er war et, unser Präsi.“ Eingeschlafen sei er gewesen, auf einer Bank.

Voller Rührung und Freude erinnern sich die beiden an den Vater und Schwiegervater. Und auch wenn Alfons Buchholz heute nur noch selten zum Tischtennisschläger greift: Das alte Trikot hat er immer noch – und passt sogar noch hinein.

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Bei der Gemeinschaftsproduktion „Mehr als Kohle – Erinnerungen an unsere Bergbau-Ära“ haben zum ersten Mal alle WAZ-Lokalredaktionen und alle Lokalradios im Ruhrgebiet zusammengearbeitet.


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