Bochum. . Das Junge Schauspielhaus startet in die neue Spielzeit. „Bespiel mal Bochum“ bringt Künstler mit Schülern von drei Bochumer Schulen zusammen.
Das neue Junge Schauspielhaus unter der Leitung von Cathrin Rose ist in seine erste Saison gestartet. Am Dienstag gab es ein kollektives Kennenlernen aller, die am Jahres-Vorhaben „Bespiel mal Bochum!“ beteiligt sind. Das sind nicht gerade wenige, denn unter dem Schlagwort „performative Pädagogik“ bringt ein Schuljahr lang das Junge Schauspielhaus ein großes Stadtraum-Projekt auf den Weg – zusammen mit der Neuen Gesamtschule Mitte, der Nelson-Mandela-Schule, der Willy-Brandt-Gesamtschule sowie dem Lehrstuhl für Ästhetische Bildung der Uni Köln.
Künstlerischer Leiter ist der Kanadier Darren O’Donnell, mit dem Rose und Projektmanagerin Jana Eiting bereits während ihrer Tätigkeit für die Ruhrtriennale in der Intendanz Johan Simon (2015-2017) kooperierten. Damals entstand das viel beachtete Jugend-Projekt „Mit ohne Alles“, das nun quasi fortgeschrieben wird.
Die ganze Stadt wird zur Spielwiese
Wie damals im Umfeld der Jahrhunderthalle, sollen in den nächsten Wochen und Monaten wieder kreative Nadelstiche gesetzt werden. Nur dass diesmal „die ganze Stadt“ zur Spiel- und Aktionswiese wird, genauer gesagt, die Viertel, in denen die Schulen heimisch sind: Werne (Willy-Brandt-Schule), Langendreer (Nelson-Mandela-Schule) und Hamme (Gemeinschaftsschule Mitte mit den Standorten Feldsieper und Gahlensche Straße).
Auch die Stoßrichtung wurde verändert: „Wir werden mit den Lehrenden Schulfächer gestalten und dadurch direkten Einfluss auf die Lehrpläne nehmen“, beschreibt Rose die Herausforderung. „Bespiel mal Bochum!“ ist also nicht nur eine beliebige Theater-AG, sondern fester Teil des Stundenplans. Gut fünfzig Schülerinnen und Schüler wirken mit.
Entdeckungen auf Plätzen und Hinterhöfen
Infos zum Jugend-Projekt
Unterstützt wird das „Bespiel mal Bochum!“-Team von Studierenden der Universität Köln und vier Jugendlichen der Gruppe „Mit ohne Alles“.
Das Projekt des Jungen Schauspielhauses wird durch eine Förderung der Stiftung Mercator ermöglicht. Die Teilnahme ist für die Schulen kostenlos.
Das Stadtraum-Programm zündet mehrere Stufen, wobei die Jugendlichen unter dem Motto „Social Practice“ zunächst Übungen etwa zu Kommunikation oder künstlerischen Techniken kennenlernen. Ab Januar beginnt die Entwicklung der konkreten Aktionen, hier werden die Schüler, angeleitet von O’Donnell & Team in ihrem Lebensumfeld aktiv.
Es wird erst erkundet, dann kreativ aufgeladen: Wer sind die Menschen, die dort leben, die im Kiosk an der Ecke, beim Bäcker oder im Handyshop arbeiten? Was gibt’s zu entdecken in den Nebenstraßen, auf Plätzen und Hinterhöfen? „In Kooperation mit den Stadtteilen entstehen drei performative Kunstformate, die an einem Festivalwochenende im April 2019 öffentlich gezeigt werden“, blickt Rose voraus.
Die unorthodoxe Verknüpfung von Kunst und Schule kennzeichnet ihr experimenteller Charakter. „Bespiel mal Bochum!“ folgt keinen festen Vorgaben, vielmehr werden die Spiel-Regeln erst im Verlauf der gestalterischen Arbeit quasi von selbst sichtbar. Das Endergebnis ist somit heute noch gar nicht absehbar. „Wir wollen vieles ausprobieren, nur eines wollen wir nicht: Auf Nummer sicher gehen!“, steht für Cathrin Rose fest.