Bochum. . Das Schlieker-Haus zeigt Grafiken und Zeichnungen von Hermann Kätelhön und Hänner Schlieker. Der künstlerische Blick geht nach unter Tage.

Wie intensiv die Wechselwirkung zwischen Kunst und Bergbau war und ist, zeigt sich in den vielen Ausstellungen, die anlässlich des Bergbaus-Endes ruhrgebietsweit zum Besuch einladen. Dabei lassen sich auch abseits der großen Häuser Entdeckungen machen, wie die kleine, aber sehr feine Schau „Kunst mit Kohle und Öl“ beweist, die ab September im Schlieker-Haus gezeigt wird. Präsentiert werden Arbeiten von Hans-Jürgen Schlieker und Hermann Kätelhön. Man sagt nicht zu viel, wenn man behauptet, dass diese Exposition eine kleine Sensation ist.

Härte der Arbeit

Und das in zweierlei Hinsicht. Zum einen natürlich wegen der Güte der ausgestellten Arbeiten, zum anderen wegen des Bezugs zweier Künstler, die altersmäßig eine Generation trennte und die doch beide auf ihre Weise und in ihrer Zeit das schwarze Ruhrgebiet, seine Industrieanlagen und Zechen als Impulsgeber der Kunst wertschätzten.

Kätelhön (1884-1940) lebte in Essen und ist als Grafiker und Radierer eine feste Größe in der westdeutschen Kunstgeschichte. Schlieker (1924-2004), bedeutender Künstler des Informel, kam Ende der 1940er Jahre nach Bochum, und fand über Aufträge von Zechengesellschaften zu erstem Einkommen und sozusagen exklusivem Zugang zu den Industrieanlagen, die damals für die meisten eine terra incognita waren.

Die Härte der Arbeit in der Düsternis

Infos zur Ausstellung

„Kunst mit Kohle und Öl – Grafik um 1920 und Kohlezeichnungen um 1950“ wird am Sonntag, 9. September, um 12 Uhr im Schlieker-Haus, Paracelsusweg 16, eröffnet. Die Ausstellung ist bis zum 4. November zu sehen.

Begleitend gibt es am 10. Oktober, 17 Uhr, eine Lesung „Erlebnisse als Bergmann“ von A. Stenbock-Fermor und zur Finissage (4.11.) um 18 Uhr den Dokumentarfilm „Alfons S., aus dem Leben eines Bergmanns“.

Kätelhön fuhr in den 1920er Jahren nach unter Tage, und seine im Schlieker-Haus ausgestellten Lithographien drücken in starken Szenen die Härte der Arbeit in der Düsternis ebenso aus wie die Faszination, die von der menschengemachten, groben und land-fressenden Schwerindustrie einst ausging. Wie feinfühlig Kätelhön gestalten konnte, zeigt sein Umgang mit Licht und Schatten; so im Porträt eines jungen Bergmanns mit Grubenlampe, einer seiner bekanntesten Arbeiten, die zeigen zu können Galeristin Claudia Schlieker-Buckup zu Recht stolz ist.

Ihr Vater „Hänner“ Schlieker fand Anfang der 1950er Jahren Kontakt zur untertägigen Welt. Auch er zeichnete und skizzierte während vieler Grubenfahrten. Aber die Zeit seit Kätelhön war voran geschritten, der Kohleabbau längst mechanisiert und auch die künstlerische Formensprache hatte sich gewandelt. Waren Kätelhöns Arbeiten letztlich noch aus einem romantischen Duktus heraus lesbar, so sind Schliekers kraftvoll-modellierte Kohlezeichnungen aus der Kenntnis der (abstrakten) Moderne erwachsen – ein Wissen, das er selbstbewusst und höchst individuell veredelte.

So sind den Arbeiten beider Künstler die Kraft und Gewalt des Bergbaus, die Düsternis und die Härte der Maloche eingebrannt – aber eben in ganz unterschiedlicher Ausformung. Das sorgt für eine spannende Wechselwirkung der Eindrücke. Ihr sollte der Betrachter unbedingt nachgeben, um die Eindringlichkeit des künstlerischen Ausdrucks ganz zu erfassen.