Bochum. . Schädlingsbekämpfer haben mit den Insekten viel Arbeit. Die Stadt weist auf die Genehmigungspflicht für die Beseitigung eines Nestes hin.
Den Obstkuchen ungestört im Freien zu genießen, dürfte zurzeit schwierig werden. Wespen werden den Genuss stören. „Wir haben in diesem Jahr spürbar mehr Wespen als sonst“, sagt der Bochumer Schädlingsbekämpfer Tobias Pypetz von der Firma Pestaway.
Wegen der schwarz-gelben Insekten mit dem schlechten Ruf hat der ganze Berufsstand noch mehr zu tun als ohnehin. „Keine Chance, wir sind so unter Druck“, antwortete ein Betrieb gestern auf eine WAZ-Anfrage.
Wespen-Hochsaison ist im August
Oft nisten sich Wespen in Rollladenkästen und im Dachbereich ein, aber auch unter Holzdielen auf Balkonen. Um sie zu entfernen, müsse man mit zwei bis drei Wochen Wartezeit rechnen, sagt zum Beispiel Edith Witte, Chefin einer Schädlingsbekämpfungsfirma in Wattenscheid. „Es ist schon ein besonderes Jahr.“
Im August haben die Wespen Hochsaison, dann sind die Nester und der Hunger am größten. Zurzeit seien die Wespen auch „ein bisschen aggressiver“, meint Edith Witte, weil es den Wespen mangels Regen an Feuchtigkeit fehle und es dadurch auch kaum Mücken zum Fressen gebe. Mit rund 80 bis 120 Euro müsse man im Normalfall je nach Umständen bei der Entfernung eines Wespennestes rechnen.
Tiere stehen unter Naturschutz
Stadtsprecherin Charlotte Meitler weist auf Anfrage darauf hin, dass grundsätzlich alle Wespennester dem Bundesnaturschutzgesetz unterliegen und nicht so einfach beseitigt werden dürfen. Dazu bedürfe es einer Genehmigung des Umwelt- und Grünflächenamtes. „Es gibt zurzeit unheimlich viele Anfragen.“
Die Behörde begutachtet die Lage und die Wespenart. Nur wenn eine Gefahr oder „eine unzumutbare Belastung“ von den Wespen ausgehe, dürfe ein Nest beseitigt werden – wie neulich zum Beispiel mitten auf dem Schulhof einer Grundschule. „Es wird von Einzelfall zu Einzelfall entschieden.“ Die Stadt wird dabei von ehrenamtlichen Imkern unterstützt. In 95 Prozent aller Fälle sei aber ein friedliches Miteinander von Mensch und Wespe möglich.
Notfallset für Allergiker
Wespen stellen meistens kein Gesundheitsrisiko dar. Nur 0,4 bis vier Prozent reagieren nach Angaben der Stadt allergisch auf Insektenstiche, und davon nur ein geringer Teil auf Wespen. Häufig würden Wespenstiche auch oft mit Stichen von Bienen verwechselt, deren Gift ein spezielles Eiweiß hat.
Normalerweise hilft Kühlen und Hochlegen gegen einen Wespenstich, sagt die Bochumer Apothekerin Inka Krude. Bei Schwindel und Atemnot sollte aber der Notruf 112 gewählt werden. Allergiker sollten immer ein Notfallset bei sich führen. Das beinhaltet eine Spritze zur Kreislaufstabilisation, „Pen“ genannt. Es gibt es aber Lieferschwierigkeiten. Im August sei die Nachfrage so hoch wie sonst im ganzen Jahr, so die Apothekerin.
Bußgelder drohen
Die Genehmigung zur Beseitigung oder Umsiedlung eines Wespennestes kann im Einzelfall eine Gebühr kosten. Bei Hornissen, eine geschützte Unterart der Wespe, sind es 50 Euro.
Bußgelder bei Verstößen gegen das Bundesnaturschutzgesetzt können im Extremfall bis zu 50 000 Euro hoch sein. Wegen Wespen ist in diesem Jahr aber bisher kein Fall bekannt.