Bochum. . Kennzeichen-Händler profitieren von langen Wartezeiten am Bochumer Straßenverkehrsamt. Bürger berichten von stundenlangen Wartezeiten.
Die rund ums Straßenverkehrsamt ansässigen Kennzeichen-Händler profitieren von den immensen Wartezeiten beim An-, Um- und Abmelden von Autos. Viele Bürger wollen die häufig mehrstündige Wartezeit nicht in Kauf nehmen. Das führt dazu, dass sich Kennzeichen-Händler als Dienstleistung für ihre Kunden um einen Termin bemühen. Kosten dafür: knapp 20 Euro. Ausgestattet mit allen Unterlagen und einer Vollmacht melden sie das Auto dann vor Ort an.
Bürger geben ihre Unterlagen ab
Ein Händler, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, beschreibt dies als gängige Praxis. Weil sie auch Kennzeichen für große Autohändler an- und ummelden würden, seien sie beim Straßenverkehrsamt in einem anderen Verfahren, kämen schneller an die Reihe. Er biete seinen „Ummeldeservice“ schon seit Jahren an. Kunden bezahlen, sparen sich das Schlange-stehen und bekommen das Kennzeichen und alle Unterlagen sogar nach Hause geliefert.
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Angelika Möller wollte ihren VW Polo vor knapp einer Woche ursprünglich selber ummelden. Ein erster Versuch in der Mittagspause der Immobilienkauffrau scheiterte. „76 Personen waren vor mir. Ein junger Mann neben mir saß schon seit drei Stunden da“, sagt die 64-Jährige. Einen Online-Termin hätte es frühestens in drei Wochen gegeben – viel zu spät für Angelika Möller, die versprochen hatte, den Wagen sofort umzumelden. „Es muss doch möglich sein, das innerhalb von zwei Stunden zu machen.“
Amt ist nicht zu erreichen
Auch Angelika Möller greift am Ende auf das Angebot eines Kennzeichen-Händlers zurück – aus Not. „Ich hätte mir keinen Urlaub nehmen können.“ Unwohl ist ihr trotzdem. „Ich gebe alle meine Unterlagen ab. Personalausweis, Fahrzeugbrief, Fahrzeugschein. Mir bleibt nichts anderes übrig, zum Warten fehlt mir die Zeit.“
Das Straßenverkehrsamt war gestern für die WAZ-Redaktion nicht zu erreichen. Man habe sich zuerst um die Anliegen der Bürger kümmern wollen, heißt es dazu von der Stadt. Derweil mussten die Autofahrer auch am Dienstag lange Wartezeiten in Kauf nehmen. „Unmöglich, das ist doch kein Service!“, schimpfte Werner Liesenhoff (61), einer von zahlreichen genervten Kunden, die zwei Stunden und länger im voll besetzten Wartebereich im Bürgerbüro an der Bulksmühle verharren mussten.