Bochum. . Bis zu zwei Jahre wird es dauern, bis das Bochumer Hochhaus wieder bewohnt werden kann. Für die 70 Mieter beginnt jetzt das große Packen.
Die Mieter des Hochhauses an der Wittener Straße/Lohring müssen ihre Wohnungen bis zu zwei Jahre räumen. So lange werde die Sanierung des zwölfstöckigen Gebäudes dauern, erklärte Harald Schüren, Sprecher der Eigentümergesellschaft, am Dienstag vor der Presse.
Wie berichtet, waren bei Überprüfungen durch das Bauordnungsamt und die Feuerwehr gravierende Sicherheitsmängel in dem 52 Jahre alten Hochhaus entdeckt worden.
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„Wir haben die Trennwände zwischen den Wohnungen geöffnet. Sie bieten keinerlei Brandschutz. Ein Feuer würde ungehindert von einer auf die andere Wohnung übergreifen. Das war uns so bisher nicht bekannt“, sagt Stadtbaurat Markus Bradtke und lobt ausdrücklich die Kooperationsbereitschaft der Inhabergesellschaft Immotex GmbH. Parallelen zur Zwangsräumung des Dortmunder Wohnkomplexes Hannibal erkennt Bradtke nicht: „Das hat eine ganz andere Dimension.“
Große Vermieter sind eingebunden
Innerhalb von zwei Wochen müssen die Wohnungen freigezogen werden. So schreibt es die Auflage der Ordnungsbehörden vor. „Wir gehen davon aus, dass für alle 65 bis 70 Bewohner bis dahin angemessene Ersatzwohnungen bereitstehen“, sagt Harald Schüren. Seine Gesellschaft habe selbst einige Wohnungen im Bestand.
Zudem leistet die Stadt Unterstützung und hat dabei auch die großen Wohnungsgesellschaften (u.a. VBW) eingeschaltet. In Kürze werde jeder Mieter ein Angebot erhalten. Beim Umzug werde der Vermieter „sowohl logistische als auch finanzielle Hilfe leisten“, so Schüren. In welchem Umfang, blieb am Dienstag offen.
„Ich glaube nicht, dass ich zurückkomme“
65 Wohnungen sind vermietet, 20 stehen leer
Laut Eigentümer sind in dem Hochhaus aktuell 65 Wohnungen vermietet. 20 stehen leer. Wie Bewohner der WAZ berichten, liegen die Mieten für die 20- bis 45-Quadratmeter-Apartments bei fünf bis sechs Euro/qm.
Um Gefahren während des 14-tägigen Freizugs vorzubeugen, ist die Feuerwehr rund um die Uhr mit einer Brandwache vor Ort.
Der Vermieter hat im Gebäude einen „Infopunkt“ eingerichtet.
Während das Lampengeschäft von Ralf und Klaus Kowalewski (sie wechselten erst vor zwei Jahren vom Südring zur Wittener Straße) und wohl auch der Copy-Shop im Erdgeschoss geöffnet bleiben dürfen (hier genügt der Brandschutz den aktuellen Vorgaben), hat in den Mietwohnungen schon das Packen begonnen. „Ich hab’ Angst“, sagt Elfriede Tuschewski, die in einer 45-Quadratmeter-Wohnung im siebten Stock lebt. Nach 50 über Jahren muss die Seniorin umziehen. „Dabei werde ich bald 90 und habe mich hier sicher gefühlt!“
Zwar habe sie bei der Info-Veranstaltung für die Mieter am Montagabend Wünsche äußern dürfen. „Etwa nach einem Aufzug oder einer Haltestelle in der Nähe.“ Schlimm sei es gleichwohl, das gewohnte Umfeld verlassen zu müssen. „Ich glaube nicht, dass ich noch einmal zurückkomme.“
Eigentümer stehen in der Pflicht
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Derweil setzt das Bauordnungsamt die Sichtung aller Bochumer Hochhäuser fort. 110 Gebäude mit einer Höhe über 22 Metern gibt es stadtweit. Alle sollen bis zum Jahresende begutachtet worden sein. Zwar bekräftigt Baurat Bradtke die Pflicht der Behörden, für die Sicherheit der Mieter zu sorgen.
In der Verantwortung stünden aber vor allem die Eigentümer, die den Brandschutz noch allzu oft vernachlässigten.